Interview mit den Schauspielern von Maria Stuart
Wenn ihr unseren Artikel über Maria Stuart noch nicht gelesen habt, dann macht hier jetzt einen Stopp und schaut ihn euch an. Für alle Anderen geht’s jetzt weiter, denn nachdem wir das großartige Stück Maria Stuart gesehen hatten, nutzen wir noch die Gelegenheit mit zwei der Schauspieler aus dem Mainfranken Theater Ensemble zu sprechen:
Hannes Berg hat den opportunistischen Leicester gespielt, der vergeblich beide Königinnen aus Karrieregründen umworben hat und am Ende nach Frankreich fliehen muss. Tom Klenk war der mörderische Bürokrat Burleigh, der für das vermeintliche Staatswohl über Leichen geht. Wenn ihr wissen wollt, wie sie in ihren Kostümen aussehen, schaut euch den Trailer an.
Macht es Spaß mit klassischen Stücken zu arbeiten? Oder ist es sogar noch reizvoller diese zu spielen?
Hannes: Ja, es macht Spaß! Es ist aber auch eine ganz andere Liga, eine ganz andere Ausdrucksform. Das fängt damit an, dass sich so welche Sachen teilweise leichter machen lassen, als andere. Weil du den Duktus hast, weil du das Metrum hast, jetzt reimt sich’s hier nicht, aber es ist mit Reimen teilweise sogar noch leichter. Oder anders gesagt, alle gut geschriebenen Texte gehen auch gut in den Mund rein und das ist bei Schiller auf jeden Fall so.
Was auch ganz spannend ist, es ist bei sehr vielen Klassikern so, dass z.B. die antiken Stücke von den Griechen alle noch funktionieren, weil wir uns als Menschen kaum geändert haben, kaum, was unser Mensch-Sein angeht. Die sozialen Medien sind unter anderem dazu gekommen, ob die jetzt gut oder schlecht sind, ist eine diskussionswürdige Frage, aber an sich Liebe, Hass und Abhängigkeiten – das sind zeitlose Beträge, die sich erzählen lassen.
Tom: So eine Figur wie Davison, was willst du denn machen? Wenn dir die Königin das Ding in die Hand drückt und du weißt nicht, wie du weiter damit umgehen musst. [Anmerkung: In Schillers Stück bekommt der Sekretär Davison von der Königin Elisabeth, das unterschriebene Todesurteil der Rivalin. Obwohl dieser flehentlich um Instruktionen bittet, sagt sie ihm bewusst nicht, was er damit machen soll, um ihn später zum Sündenbock machen zu können.] In solche Situationen kommen wir heute auch. Und dann stehst du da mit einem Mund voll Zähne, wie man so schön sagt und daran orientiert sich so ein bisschen das Ding, wenn wir das rüberbringen, wenn wir das vermitteln können, dann haben wir auch schon viel geschafft.
Gab es eine Szene, die herausfordernd war zu spielen?
Tom: Hannes und ich hatten diese eine Szene mit dem Licht, [bei der auf der Bühne nur einzelne Spots und Linien beleuchtet werden] die ist bis heute herausfordert, weil du denkst dir nur, wo steh ich denn jetzt, also technische Fragen. Das macht es nicht leichter, aber dafür erhöht es auch die Konzentration.
Hannes: Ich kann für mich persönlich sagen, dass mich das Stück eben nicht so herausfordert. Anderes Beispiel, ich hab ja den Woyzeck gespielt, das war herausfordernd, weil das sehr an die Substanz gegangen ist. Aber das ist natürlich auch nochmal ein anderer Trip, den der da erlebt. Ich will gar kein Regie-Bashing machen, aber man hätte schon noch an manchen Stellen vielleicht uns mehr fordern und bohren können, weil ich dann auch bis zu einem Punkt unzulänglich bin und dafür braucht es dann die Regie von außen, die eben darauf guckt und auch nochmal fordert, vielleicht auch Fragen aufwirft, mit denen man eben nicht gerechnet hätte.
Tom: Aber da ist auch jede und jeder selbst verantwortlich, damit umzugehen, das mit einzubringen, wenn es nicht gefordert wird, dann wird es nicht gefordert, aber man kann ja trotzdem irgendwie Angebote machen.
Hannes: Ja, es ist sogar notwendig. Aber es braucht eben jemanden, der das Ganze dann wieder in eine Richtung lenkt. Aber um konkret die Frage zu beantworten, was jetzt herausfordernd war, die Backpfeife, die ich kriege.
Danke an ..
.. Hannes Berg und Tom Klenk für das aufschlussreiche Interview!
Ein Videointerview mit Tom Klenk findet ihr hier:
Wie sich die Leute unterscheiden auf der Bühne und im Interview!