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Die älteste Geschichte der Welt

12. März 2025 7 Mins Read
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3 Comments

Von Julia Lange und Hansjörg Rüthel

Ein Mann – allen anderen überlegen, ein Gewaltmensch, einer der sich alles nimmt, was er will. Das ist König Gilgamesch von Uruk. Ein anderer aus der Wildnis, mehr Tier als Mensch, mächtig und schrecklich, das ist Enkidu. Wen zwei von der Art aufeinandertreffen, dann gibt es Kampf. Denn jeder will der stärkste sein, duldet niemanden neben sich. Am Ende bleibt nur der Tod eines der beiden – oder aber die Freundschaft. Weil sie erkennen, dass sie einander einzig – ebenbürtig sind.

Wenn zwei von der Art sich zusammentun, erschüttern sie die Welt in den Grundfesten, einfach so aus Übermut, um sich einen Namen zu machen. Sie bekämpfen und töten den Dämonen Chumbaba und fordern selbst die Götter heraus. Gilgamesch verschmäht die unwiderstehliche Göttin Ischtar und am Ende töten sie gemeinsam sogar den Himmelsstier. Aber dann stirbt Enkidu. Nicht wie ein Held, sondern krank und schwach im Bett. Eine Katastrophe für Gilgamesch.

Der begehrt auf gegen die Sterblichkeit, geht ans Ende der Welt, an einen Ort, an dem alle Ströme entspringen, überwindet Ozeane und tausend Gefahren, um das Kraut der ewigen Jugend zu erhalten und – um es am Ende kurz vor dem Ziel wieder zu verlieren an die Schlange. Gilgamesch muss ein Mensch bleiben und wird erst dadurch zum guten Herrscher.

Von der Sehnsucht nach der Unsterblichkeit erzählen

Das ist die älteste Geschichte der Welt, entstanden ist sie vor vielleicht 4000 Jahren und hat doch nichts von ihrer Faszination verloren. Wahrscheinlich weil Menschen immer Menschen bleiben und die Unbegreiflichkeit des Todes und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit uns nicht loslassen.

Am Sonntag haben wir die Geschichte in knapp zwei Stunden erzählt bekommen im Story Keller. Es gab keine Schauspieler, keine Effekte, kein Bühnenbild, keine Masken – nur zwei Männer mit Zauber in der Stimme, die für uns eine Welt heraufbeschworen, die vor Tausenden von Jahren untergegangen und unvergänglich ist.

Wenn ihr übrigens mal erfahren wollt, wie das vor Jahrtausenden geklungen haben mag, hört euch das Folgende an.

Auf der Seite der Universität London findet ihr noch weitere Beispiele auf Babylonisch und sogar einen Film in dieser Sprache. Falls euer Babylonisch eingerostet ist, keine Sorge, es gibt Untertitel.

Was denken die, die dabei waren?

Lilian Lother, 11e

Ich fand es echt cool, man hat zwar nicht viel gesehen, aber man konnte sich so vieles vorstellen. Es war gar nicht langweilig, weil die Geschichte so interessant ist. Ich habe schon früher etwas von diesem Gilgamesch gehört, aber nie wirklich irgendwas gefunden, wo man alles erfahren konnte. Ich fand es krass, dass Gilgamesch beim Tod seines Freundes so depressiv wurde und dann so einen langen, langen Weg gegangen ist. Wirklich bis zum Ende und dann sozusagen mit leeren Händen zurückgekommen ist.

Julia Lange, 11a

Es hat mich sehr gecatcht und der Vortrag hat mich alles wirklich vor meinen Augen sehen lassen. Beeindruckt hat mich wie die zwei Männer es geschafft haben, die kleinen bzw. auch wichtigen Aspekte wie Bewegungen und Geräusche passend zu bringen und wie sie so in einem Keller die Atmosphäre der Geschichte reproduzieren konnten. Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen, es war fantastisch!

Moritz Rüthel, 5c

Ich fand es krass, dass die Geschichte schon 4000 Jahre alt war, das ist ja steinalt. Die Namen klangen komisch, also zum Beispiel der Fährmann hieß “Ur-schanabi”. Aber die Geschichte war cool. Wobei ich das irgendwie blöd fand, dass der Freund von Gilgamesch, Enkidu, einem Gott ein Tor aus Zedernholz geschenkt hat und der Gott hat ihn dann trotzdem sterben lassen. Das war echt undankbar. Die Männer haben das spannend erzählt, komisch war, als dann die ständigen Wiederholungen kamen und dass da auch etwas aus der Bibel vorkommt.

Liudmila Lange

Faszinierend, weil die Erkenntnisse der alten Weisheiten für mich noch einmal vor Augen vorgeführt wurden. Der Bezug zu unserer Zeit schien für mich verblüffend und dennoch wahr. Ein Gefühl der Achterbahn hatte ich immer wieder. Ich genoss das Stück mit geschlossenen Augen, was dieses Erlebnis für mich zu etwas Besonderem machte.

Lorenz May, 11a

Es ist natürlich etwas ganz anderes als ein normales Theaterstück, dennoch fand ich es spannend, obwohl da eigentlich nur zwei Leute waren, die Text vorgesagt haben. Es ist faszinierend, dass eine solche Geschichte 4000 Jahren überleben kann und dann natürlich die Parallelen zur Bibel, dass es quasi einen zweiten außerbiblischen Beleg für die Sintflut gibt. Thematisch geht es um Freundschaft, um Brüderlichkeit, um den Verlust und die Suche nach dem ewigen Leben. Das sind Themen, die uns mit der Vergangenheit verbinden.

Kirsten Hummel

Gilgamesch – welch eine Story voller Wucht! Unglaublich, wie faszinierend die beiden Erzähler diese uralte Heldengeschichte nur mit der Kraft ihrer Worte zum Leben erweckten und uns Zuhörer zwei Stunden lang ganz in ihren Bann zogen. Besonders beeindruckend fand ich die enge Freundschaft zwischen Gilgamesch und Enkidu, die nach dessen Tod zur Auseinandersetzung mit dem Tod allgemein führte, das war wirklich sehr bewegend. 

Interview mit den Erzählkünstlern Martin Ellrodt und Dirk Nowakowski

Nach dem Ende des Stücks konnten wir noch mit den beiden Erzählern sprechen. Lest, was sie uns zu sagen haben:

Mammut: Viele haben sich den heutigen Abend wie ein Hörbuch nur in live vorgestellt, aber letztendlich war es doch etwas komplett anderes mit viel mehr Körpereinsatz, schon fast wie in einem Theater. Wie gehen Sie an so ein Stück heran?

Martin Ellrodt: Es ist unsere Hauptaufgabe aus einer Geschichte, die man findet, sie so zu erarbeiten und gestalten, das man sie auch erzählen kann. Erzählen ist eine Form der darstellenden Kunst und da muss man den ganzen Körper einsetzen. Der Prozess ist eben aus dem erstmal recht trockenen, alten und vor allem langen Text eine wirklich gut erzählbare Fassung zu machen.

Dirk Nowakowski: Eine Fassung, an der Leute dranbleiben können und wo es einen Faden gibt. Das ist das, was das Erzählen ausmacht.

Mammut: Und wie merkt ihr euch diesen riesigen Text?

Martin Ellrodt: Wenn man eine Geschichte gut kennt, dann ist es kein Problem, sich daran zu erinnern. Man erzählt einfach aus der Erinnerung, wie bei Geschichten aus seinem eigenen Leben. Für die braucht man ja auch keinen Spickzettel. Letztendlich ist das Ziel, sich die Geschichte so zu erarbeiten, damit man sie so wie eine eigene erzählen kann und so muss ich mir keine Sorgen machen, ob ich sie mir noch merken kann.

Mammut: Wie genau schafft ihr es, die Geschichte wie eine eigene zu verinnerlichen?

Martin Ellrodt: Man muss in die Geschichte und die Gefühle der Figuren rein gehen, im Grunde die gleiche Arbeit, die auch ein Schauspieler machen muss. Die Geschichte ist viel mehr als der Text. Was in dem Text drinsteckt, aber nicht im sprachlichen Material, das muss ich mir erarbeiten, indem ich mir vorstelle, wie es damals ausgesehen haben muss. Manchmal brauche ich auch Informationen und dann guck ich mir Bilder an. Wie haben diese Lehmziegel ausgesehen. Ich muss mich informieren, muss es fühlen, muss die Geschichte in mir zum Leben bringen

Dirk Nowakowski: Es muss uns auch erstmal anstecken und Gilgamesch ist ein besonderes Werk, d.h. wir sind da auch anders rangegangen, also auch sprachlich. Wir wollten dieser Geschichte durch die Vortragsform gerecht werden.

Martin Ellrodt: Also ich bin entweder im Jambus oder im Daktylus, nicht durchgängig, aber meistens. Weil man davon ausgeht, dass es so auch vorgetragen wurde vor 3000 Jahren.

Mammut: Warum haben sie sich für Gilgamesch entschieden?

Martin Ellrodt: Es ist eine Geschichte von zwei Männern…

Dirk Nowakowski: …naheliegend, das wir jetzt keine Maria-Story erzählen.

Martin Ellrodt: Es ist die älteste erhaltene Geschichte, von der wir wissen und die funktioniert heute noch im Prinzip mit den Fragen, die hier gestellt werden und den Antworten, die gegeben werden. Die Sintflut-Geschichte hat es dann auch in die Bibel geschafft. Wie auch andere, die heute nicht erzählt wurden, wie aus dem Buch Kohelet: “Der Mensch ist ein Windhauch.” Diese Geschichten und Themen haben es in die Weltreligionen geschafft. Ganz alt und ganz modern auch der Gedanke der Hybris, also des Übermuts. Wenn Gilgamesch und Enkidu immer betonen: “Ich bin der schönste, ich bin der stärkste.“

Mammut: Auffallend waren auch diese sprachlichen Schleifen und Wiederholungen, die Rhythmik, mit der vorgetragen wurde.

Martin Ellrodt: Da gibt es auch in diesen älteren Dichtungen eine Verwandtschaft zur Musik, zum Melodischen. Es geht nicht darum etwas Neues zu erzählen, sondern es nochmal anders zu fassen.

Wir danken den beiden für das Gespräch!

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3 Comments

  1. Anonym sagt:
    12. März 2025 um 13:23 Uhr

    Lilians Tasche ist ja mega cute 💖 woher hast du die? will auch so eine 🫶

    1
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    Antworten
    1. Anonym sagt:
      12. März 2025 um 23:40 Uhr

      Die ist von bershka, ist auch super praktisch👍😽

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      Antworten
      1. Anonym sagt:
        14. März 2025 um 11:22 Uhr

        danke 🫶

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        Antworten

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