von Julia L.
Es nervt, und zwar ziemlich. Seit einer halben Stunde beobachte ich meine beste Freundin, wie sie, bepackt mit irgendwelchen Tops und süßem Schmuck, den sie eben noch entdeckt hat, fröhlich durch den Laden spaziert. Abgesehen davon, dass ihr das ganze Zeug wahrscheinlich wieder mal unverschämt gut stehen wird, ist es einfach frustrierend, dabei selbst nichts kaufen zu können. Und das bloß, weil man bei der Redaktionssitzung vor ein paar Wochen meinte, es wäre doch bestimmt eine super tolle Idee für den Artikel in der Printausgabe einen Selbstversuch zu machen.
Wie kam die Idee?
Aber erstmal zurück zum Anfang und der besagten Redaktionssitzung. Passend zum Thema unserer diesjährigen Ausgabe der Schülerzeitung haben wir uns, auf unserer Fahrt als P-Seminar ins Kloster Banz, intensiv mit Selbstoptimierung und Selbstverbesserung beschäftigt und waren auf der Suche nach entsprechenden Themen für unsere Artikel. So tauchte, dann irgendwann auch der Begriff Nachhaltigkeit, als Teil der Selbstaufbesserung auf und ich kam in einer kreativen Anwandlung auf die Idee, welche diesem Bericht zugrunde liegt. Ich plante den Versuch, 2 Monate lang meinen Alltag zu leben, ohne etwas Neues (fabrikneu) zu kaufen, ausgenommen natürlich sämtliche Lebensmittel und Drogerieprodukte, die ich unbedingt brauche. Das Ziel dahinter war es, alternative Möglichkeiten zu finden und diese für mich und euch kennenzulernen.
8 Wochen; 56 Tage; 1344 Stunden; 80640 Minuten Herausforderung
Den Start legte ich mir dann auf den 12. Februar dieses Jahrs, ein unspektakulärer, kalter Mittwoch, mitten in der Schulzeit. An dieser Stelle sollte ich wohl zugeben, dass ich nicht ganz unvorbereitet an die Sache herangegangen bin. Einige Tage zuvor hatte ich noch ein paar Einkäufe getätigt, die zu diesem Zeitpunkt dringend nötig waren. So startete ich ahnungslos, aber gespannt meinen Selbstversuch und die zwei Monate begannen.
Schon in der ersten Woche fing ich an, meine Entscheidung zu bereuen, denn meine Vorfreude auf den Frühling und damit auch meine Lust passende Kleidung zu kaufen, waren geweckt. Aber ich hatte mir den Zeitraum gesetzt und wollte auf keinen Fall (so früh) abbrechen.

Auf der Suche nach schönen Sommerklamotten habe ich dann vinted (früher Kleiderkreisel) und meine Liebe zu vintage Klamotten wiederentdeckt. Ich habe mich mehr und mehr mit dem System vertraut gemacht, unfassbar viele schöne Teile entdeckt und irgendwann auch selbst angefangen zu verkaufen. Von damals bis jetzt habe ich sehr viel über den Verkauf dort gelernt und damit einiges an Geld verdient was ich wiederum für Second-Hand Kleidung ausgegeben habe. Mittlerweile besteht mein halber Schrank aus gebrauchten Sachen und ich bin mehr als glücklich darüber.
Aber es waren natürlich nicht nur die neuen Klamotten, für die ich eine Lösung finden musste. Ob Lektüren für die Schule, Geburtstagsgeschenke oder gleich ein ganzes Faschingskostüm, wenn man darauf achtet und eingeschränkter ist, fällt einem überhaupt erst auf, wie oft wir Neues kaufen. Zwischendurch hat die Suche wirklich an meiner Geduld genagt und ich hatte das Verlangen einfach auf Amazon zu gehen und mir mit einer kurzen Bestellung das Leben leicht zu machen. Irgendwie habe ich dann aber doch immer eine Lösung gefunden, auch wenn dafür manchmal Abstriche gemacht werden mussten. Die Lektüren gab es auf Kleinanzeigen, das Kostüm habe ich Stück für Stück auf vinted zusammengesucht und mein Bruder bekam einen gebrauchten Markenpullover zum Geburtstag.
Ich war mir sehr sicher, dass ich den Zeitraum gut überstehen und ohne Vertragsbrüche zu Ende bringen würde, bis ich plante, mit Freunden nochmal auf einen Abschlussball zu gehen und die Suche nach einem Kleid begann. Mein altes gefiel und passte mir zugegebenermaßen nicht mehr.
Mein nicht allzu hohes Budget und meine sehr bestimmten Vorstellungen machten die Suche sehr schwer, weshalb ich eine Woche vor dem Ball die Suche aufgab und mir ein Kleid online bestellte.
Die letzten Tage des Selbstversuchs gingen mit leichten Schuldgefühlen vorüber, wobei ich froh war ein Kleid gehabt zu haben, in dem ich mich auch wirklich wohl fühlte.
Was ich mitgenommen habe
Ich bin sehr froh den Selbstversuch gemacht zu haben und bereue die Entscheidung in keiner Weise, da ich in dieser Zeit mehr gelernt und verändert habe, als ich je erwartet hätte. Zum ersten Mal wurde mir das Ausmaß unseres täglichen Konsums deutlich und wie viel weniger wir kaufen müssten und würden, wenn wir länger überlegen würde, ob wir etwas wirklich brauchen. Ich bin stolz zu sagen, dass sich mein Konsumverhalten seit dem Versuch nicht großartig verändert hat. Natürlich gehe ich hin und wieder mit Freunden shoppen oder kaufe mir mal etwas Neues, aber das deutlicher seltener als früher und nur nachdem ich es mir gut überlegt habe. Bücher kaufe ich ausschließlich gebraucht, z.B. auf Kleinanzeigen und ja natürlich ist das irgendwo aufwendiger und umständlicher, aber neben der Umwelt tut gebrauchter und reduzierter Konsum auch unserem Geldbeutel ziemlich gut. Egal, was ihr sucht, man glaubt gar nicht was man auf einem Flohmarkt alles finden kann.
Meine Tipps:
- Vinted (Kaufen und Verkaufen gebrauchter Kleidung)
- Kleinanzeigen (alles Mögliche)
- Medimops (gebrauchte Bücher)
- Momox Fashion (teilweise schöne Markenklamotten)
- Amazon „Gebrauchtbutton“ (Bücher)
- Flohmärkte auf den Mainwiesen und in der Posthalle

Cool, was du alles machst🫶
Man muss nur lange genug jammern
Ich habe eine neue Jacke gerade bekommen.
Wo wurde das letzte Bild aufgenommen?
hab mir von vinted einen originale Off white Pulli bestellt für einen super preis von 40€
besteht zwar nur aus polyester aber rechnung gabs dazu also wird schon passen