Falls du über einen Aufenthalt im Ausland nachdenkst, bist du hier genau richtig. Das erste Drittel dieses Schuljahres habe ich in einem Internat in England verbracht und werde hier über meine Erfahrungen im Ausland berichten.
Wo war ich?
Ich war von September bis Dezember 2023 in England, in einem Internat in einer Stadt in der Nähe Londons. Die Schule, an die ich ging, Ashford School, war ein typisches englisches Internat, welches sowohl englische Tagesschüler als auch internationale Schüler aus allen möglichen Ländern, wie Hong Kong, Georgien und vielen mehr besuchten. Die Schule besteht aus mehreren Gebäuden, darunter eine Sporthalle, ein Gym, 4 verschiedenen Schulgebäuden und natürlich den beiden Wohnhäusern für die Internatsschüler.
Die Schule wurde 1898 gegründet und feierte 2023 ihr 125-jähriges Jubiläum. Also schöne alte Gemäuer, wie man sie aus den Filmen kennt. Wirklich sehr englisch!
Was war anders?
Der größte Unterschied, an den man sich gewöhnen musste, waren die anderen Unterrichtszeiten. Der Unterricht fing um 08:40 an und hörte um 15:50 auf. Die Stundenzahl war aber sehr ähnlich wie in Deutschland, etwa 6-7 Unterrichtsstunden pro Tag. Seine Freistunden verbringt man in der Schulbibliothek, um sich auf die anderen Stunden vorzubereiten oder zu lernen. Sonst kann man sich beispielsweise in den Oberstufenraum zurückziehen. Außerdem hat man in der englischen Oberstufe, die mit dem 12. Jahr anfängt, nur noch 3 Fächer, mit denen man sich allerdings viel intensiver beschäftigt.
Neu für mich war die Schuluniform, die jeder Schüler tragen musste, einen dunkelblauen Anzug mit Hemd und Krawatte. Das entsprach wirklich dem erwarteten Klischee.
Zu dem kam die neue Lebensweise, in einem Boarding Haus mit einem Zimmernachbarn und nicht mehr in seinen eigenen vier Wänden. Mit einem netten Zimmernachbarn gewöhnt man sich aber sehr schnell daran und wird enge Freunde.
Die einzelnen Wohnhäuser sammeln das ganze Jahr über Punkte durch zum Beispiel
Spiele und Aktionen und treten gegeneinander an, um sich den House-Cup zu holen. Es fehlen quasi nur noch der Zauberunterricht und die Hexenbesen. Abgesehen davon gibt es allerdings auch keinen Erzfeind, der die Schule zerstören will.
Vorurteile
Vorurteile gegenüber den Engländern gibt es viele, aber stimmen die auch?
Als ich ankam, schüttete es wie aus Kübeln, doch das hielt nicht lange an, denn die nächsten Sommerwochen, waren es immer sehr angenehme Temperaturen und Sonnenschein. Es gab natürlich auch verregnete Tage, aber während meiner Zeit habe ich selten das Klischee des grauen, verregneten Englands gesehen.
Man hört oft, dass Briten sehr gerne Tee trinken, was ich bestätigen kann. Es gab jeden Morgen eine große Tee-Auswahl, an der sich tatsächlich vor allem die englischen Internatsschüler bedienten, während die anderen meistens bei Kaffee blieben.
Welches Vorurteil nicht fehlen darf, ist, dass das britische Essen nicht das feinste ist. Diesem kann ich nur teilweise zustimmen. Es gab in der Schulkantine oft gutes Mittag- und Abendessen, doch Salz und Pfeffer hätten bei der Zubereitung der Gerichte ein wenig mehr in Betracht gezogen werden können. Die typisch britischen Gerichte, wie „Pies“, „Pudding“ und „Fish and Chips“ sind oftmals eher gewöhnungsbedürftig, obwohl vor allem „Fish and Chips“ auch wirklich gut sein kann, wenn es richtig zubereitet wird.
Soziales Umfeld
Neue Freunde und neue Bekanntschaften zu machen ist nicht schwer. Jeder ist meist sehr offen für Gespräche, vor allem die Internatsschüler, die bereits ein paar Jahre hinter sich haben, beziehen einen schnell mit ein. Auch im Unterricht, in dem Tagesschülern hinzukommen, ist es nicht schwer, neue Freunde zu finden.
Eine Sache, die ich lernen musste, war es, Menschen auch mal anzusprechen, was für andere sicher auch eine Hürde sein kann. Doch wenn man sich das einmal traut, ist es, als hättest du nie was anderes gemacht. Die Freunde, die man in so einem Auslandsaufenthalt findet, halten oft für ein Leben. Ich habe mir fest vorgenommen, den Kontakt mit so vielen Freunden wie möglich zu halten, was bis jetzt auch sehr gut funktioniert.
Was kann man erleben?
Die meisten Schulen bieten Ausflüge an Wochenenden an, haben Exkursionen als Teil des Unterrichts oder haben Sport Events während oder nach der Schule. Außerdem kann man auch viel alleine unternehmen, zum Beispiel mit Freunden am Wochenende in andere Städte fahren. Ich war dreimal in London und einmal in Dover, wobei mir London am besten gefallen hat. Die Ausflüge des Internats, waren immer sehr abwechslungsreich, beispielsweise waren wir in Brighton, aber auch bei zwei verschiedenen Fußballspielen dabei.
Außerdem gibt es an der Schule extrem viele verschiedene Kurse, an denen man teilnehmen kann, wie Musikunterricht, verschiedenste Sportarten oder auch Gesangsunterricht. Ich habe beispielsweise jeden Abend Fußballtraining gehabt und wurde in Klavier unterrichtet.
Was man aus so einem Aufenthalt mitnimmt
Wie schon gesagt, du wirst viele Freunde in deiner Zeit gewinnen, die dich möglicherweise auch dein ganzes Leben begleiten.
Auch das neue Schulsystem, das man kennenlernt, kann sehr hilfreich sein. Erstens ist es ziemlich interessant, mal für eine Zeit Teil eines anderen Systems zu sein, und zweitens lernst du dadurch möglicherweise neue Arten zu lernen oder zu leben, was dir auch wieder in Deutschland helfen kann.
Außerdem lernt man nicht nur ein neues Schulsystem kennen, sondern, da man mit so vielen Menschen aus so vielen verschiedenen Nationen zusammenlebt, auch sehr viele unterschiedliche Kulturen und Bräuche.
Die verbesserten Sprachkenntnisse sind dabei natürlich ein großer Pluspunkt. Nach meinen drei Monaten, habe ich sowohl einen signifikanten Unterschied in der Größe meines Wortschatzes bemerkt als auch eine Steigerung der Sicherheit, mit der ich spreche. Was mir außerdem aufgefallen ist, ist dass man nach einer Zeit anfängt, auf Englisch zu denken. Am wichtigsten ist allerdings: Don‘t be scared to talk!!!
Also wenn du über einen Auslandsaufenthalt nachdenkst, egal ob in England, den USA oder einem anderen Land, ich kann es nur sagen. DO IT! Ich selbst habe sehr von meinem Aufenthalt in England profitiert und es war eine unvergessliche Zeit, an die ich mich mein ganzes Leben gerne zurückerinnern werde.