von Lauren Scain, 9c und Paula Ort, 10c
Was macht man am 1. Weihnachtsfeiertag? Normalerweise schlafen und essen oder Verwandte besuchen, die einen beschenken und bekochen. Und dann eben noch ein bisschen essen und quatschen.
Ein schönes Weihnachten – keine Selbstverständlichkeit für alle
Dieses Jahr stand ein Einsatz am 25.12. im Pfarrgemeindesaal von St. Albert in der Lindleinsmühle an, wo wir mit vielen anderen Helfern dafür gesorgt haben, dass völlig Fremde essen und quatschen konnten, Geschenke bekamen und auch ein schönes Weihnachtsfest feiern konnten. Was für diese Menschen eben keine Selbstverständlichkeit wäre. Dass diese Familien, älteren oder einsamen Menschen, oft aus finanziell oder sozial schwierigen Verhältnissen, einen Tag lang unbeschwert Weihnachten feiern können, dafür sorgt seit über 20 Jahren in Würzburg die christliche Gemeinschaft Sant’Egidio, für die wir dieses Jahr in der Schule auch Plätzchenspenden gesammelt habe.
Das Festessen und unser Einsatz
Tatsächlich war es gerade nach Heilig Abend nicht ganz einfach, so früh aufzustehen um pünktlich um 11:00 Uhr in der Lindleinsmühle für die Vorinformationen auf der Matte zu stehen. Dort wurden wir den verschiedenen Tischen zugeteilt und eingewiesen, worauf wir während und rund um das Essen achten sollten. Dort waren auch noch Mitschüler aus Veitshöchheim und Frau Hummel, die alle im Gegensatz zu uns nicht zum ersten Mal dabei waren.
Ab 12:00 Uhr kamen dann die Gäste in den festlich geschmückten Pfarrsaal und nach einer kurzen Begrüßung ging es auch schon mit dem Essen los. „Sobald man sieht, wie sich der Essensaal langsam füllt und die Leute sich setzen und unterhalten, bekommt man Vorfreude. Man kann richtig sehen, wie manche Menschen, die am Anfang noch sehr schüchtern und zurückhaltend waren, plötzlich gesprächig werden.“ Wir, die Jugendlichen, die vor allem für die Familien und Kinder zuständig waren, teilten den Kindern Malhefte und Stifte aus, damit die Eltern auch mal in Ruhe essen konnten. Während die Erwachsenen Tomatensuppe und Gulasch bekamen, versorgten wir die Meute an Kindern mit Pizza. Zum Nachtisch für die Erwachsenen ging es für die Kinder, ausgestattet mit Schoko-Lollis zum Kinderprogramm, einem Zauberer, der sich auch im Bauchreden versuchte.
Bescherung mit unseren Plätzchen
Anschließend kamen wir wieder alle zusammen, damit die Bescherung beginnen konnte. Ein Weihnachtsmann teilte mit seinen Elfen für alle Beteiligten individuelle Geschenke aus, die im Vorfeld als Spenden gesammelt wurden, z. B. Barbiesachen, Lego, aber auch Puzzle, Fresskörbe oder Fußballtrikots. In den Geschenkpäckchen waren auch unsere Plätzchentüten. Das ist das absolut Beste vom ganzen Tag, denn schon während des Essens fragen viele Kinder ständig, wann denn der Weihnachtsmann kommt…
Warum es sich lohnt
Vor allem die älteren Menschen, die oft niemanden mehr haben, freuten sich aber vor allem darüber, nicht allein zuhause zu sitzen, viele auch über das gemeinschaftliche Essen, das sie sich sonst niemals hätten leisten können, oder eben über die Plätzchen, die sie sonst nur beim Bäcker hinter der Theke oder im Supermarkt gesehen hätten, weil für solchen Luxus kein Geld da ist. Zudem fühlen sich viele der Gäste wirklich wertgeschätzt und wahrgenommen, als individuelle und damit besondere Menschen, die es eben wert sind, bekocht und beschenkt zu werden. Das macht einen auch selbst glücklich und zufrieden. Und genau diese Erfahrungen, dass es da Menschen gibt, für die Weihnachten mit Geschenken, leckerem Essen und Verwandten keine Selbstverständlichkeit ist, hat es sowas von wettgemacht, eben nicht nur zuhause oder bei Freunden zu sitzen, Geschenke auszupacken und zu essen.
Nächstes Jahr knacken wir die 400!
Dieses Jahr haben wir 200 Plätzchentüten zusammenbekommen, eine ordentlich Leistung. Aber vielleicht schaffen wir es nächstes Jahr wirklich für alle rund 400 Gäste der Weihnachtsessen in der Lindleinsmühle, der Zellerau und in der Marienkapelle Plätzchentüten zu stiften. Dann können diese Menschen ein kleines bisschen Weihnachten auch mit nach Hause nehmen.
An Weihnachten wird Gott Mensch. Ein Baby, in Windeln, in der Krippe, in Bethlehem.
Ich sitze am ersten Weihnachtsfeiertag an Tisch 3 im wunderschön geschmückten Pfarrsaal – neben einer Mama, die heißt mit Vornamen wirklich Bethlehem, wir haben viel Spaß zusammen, vor allem als wir gemeinsam Feliz Navidad zur Gitarre schmettern.
Für mich ist die internationale und festliche Atmosphäre mit prächtig geschmücktem Tannenbaum dort im Saal mein eigentliches Weihnachtsfest. Alles ist so liebevoll vorbereitet für die Gäste, die ansonsten vielleicht einsam am Feiertag wären oder sich möglicherweise kein so leckeres Weihnachtsfestessen leisten könnten. Es sind viele Familien im Raum mit Kindern, für die es extra Pizza (statt Rindergulasch) und später eine Zaubervorstellung gibt. Uns verbindet das gemeinsame Essen, das Singen der Lieder und dann die Freude über die persönlichen Geschenke, die der Weihnachtsmann mit ganz vielen Helfern in langer Schlange in den Saal hereinbringt. Leckere Plätzchen von der Schulfamilie VHH gebacken sind auch dabei. Mehr noch verbinden uns aber unsere guten Gespräche am Tisch. Ich bin sehr glücklich, wieder so einen stimmungsvollen Weihnachtstag bei Sant‘ Egidio erlebt zu haben. Feliz navidad!
Kirsten Hummel
Für die Übersendung der Bilder bedanken wir uns ganz herzlich bei Anna Saribekyan
Das ist ja eine besonders gelungene Weihnachtsaktion, wer andere beschenkt, beschenkt sich selbst. Super gemacht!
Tolle Umsetzung! Schön, dass es etwas gebracht hat!
Ich bin leider auf Plätzchenentzug seit ich 250 kg zugenommen habe, aber es freut mich, dass es andere genießen können. 👍