Wie ihr wahrscheinlich alle mitbekommen hat, startet unsere Schule gerade den Versuch auf unangekündigte Tests zu verzichten. Doch dies gilt nur erstmal für das erste Halbjahr. Viele Schüler wünschen sich, aber zutiefst eine feste Regelung, um ein Verbot gegen Exen und Abfragen durchzusetzen. So auch die 17-jährige Amelie, die die Petition “Schluss mit Abfragen und Exen” ins Leben gerufen hat. Wir hatten durch Herr Freudenberger die Chance, die Münchner Schülerin zu interviewen.
Was war der Auslöser, dass du beschlossen hast, die Petition gegen Abfragen und Exen zu starten? Gab es ein bestimmtes Ereignis?
Ich kann mich noch gut an die 5. Klasse erinnern, als ich neu auf der Schule war und wir sofort abgefragt und unangekündigt getestet wurden. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, war es schon sehr prägend. Heute denke ich mir, wie viel besser mein Schulalltag gewesen wäre, wenn ich nicht andauernd in Alarmbereitschaft gewesen wäre, gleich vor der Klasse abgefragt zu werden. Aber auch später gab es oft Momente, in denen ich gemerkt habe: Hier läuft doch etwas falsch. Wie kann es dazu kommen, dass sich Schüler vor der Klasse bloßgestellt und gedemütigt fühlen? Oder auch dieser Schockmoment, wenn ganz unerwartet eine Ex geschrieben wird und man sich gerade heute auf ganz andere Fächer vorbereitet hat.
Wie hat dein Umfeld auf die Petition reagiert? Also deine Lehrkräfte und deine Mitschüler?
Meine Lehrkräfte sprechen mich nicht darauf an, obwohl die meisten vermutlich davon gehört haben. Ich kann das nicht verstehen. Gerade im Politikunterricht könnte man super darüber sprechen und andere Schüler motivieren, ebenfalls politisch aktiv zu werden und sich für Verbesserungen einzusetzen. Die allermeisten Mitschüler, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, unterstützen die Petition und die Forderung nach einem Ende von Abfragen und Exen.
Hat sich an deiner Schule schon etwas geändert?
An meiner Schule hat sich leider nichts geändert. Mein Ziel war es aber auch von Anfang an, eine bayernweite Verbesserung zu erreichen und mich nicht nur auf meine eigene Schule zu beschränken. Ich finde, es darf an keiner Schule mehr Schüler*innen geben, die aus Sorge vor Abfragen und Exen mit Panik in die Schule gehen.
Wie glaubst du stehen die Chancen, dass das Schulgesetz geändert wird?
Als ich beschlossen habe, die Petition zu stellen, hätte ich nie gedacht, dass es über 25.000 Unterschriften werden und die mediale Resonanz so groß ist. Auch der Landesschülerrat, der Bayerische Elternverband und der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband fordern ebenfalls das Ende von Abfragen und Exen.
Aber trotzdem muss man sagen, dass in Bayern durch eine konservative Bildungspolitik jegliche grundlegende Reformen verhindert werden. Das sieht man auch daran, dass ich „nur“ fordere, unangekündigte Leistungsnachweise abzuschaffen.
Die Kultusministerin Anna Stolz hat angekündigt, diskutieren zu lassen, inwiefern „Leistungsnachweise angekündigt werden sollen“ und möchte mit der Schulfamilie in den Dialog gehen. Doch Ministerpräsident Markus Söder hat sich mehrmals dazu geäußert, dass Abfragen und Exen natürlich bleiben werden.
Ich werde auf jeden Fall weitermachen und je mehr Schüler mich unterstützen, desto mehr können wir erreichen und verändern.
Was könnt ihr tun?
Wenn ihr Amelie unterstützen wollt, dann macht von eurer Stimme Gebrauch und nehmt an der Petition teil. Hier der Link zu der Petition: http://kurzelinks.de/keineex.
Vielen Dank auch an Amelie für die Beantwortung unserer Fragen und auch ein Dankeschön an Herr Freudenberger für die Bemühungen.
Vorneweg: ich bin Lehrkraft, und das schon eine ganze Weile!
Zweitens: ich kann – in Grenzen – Amelies Anliegen nachvollziehen. Jede Form von unangekündigten Prüfungen ist unangenehm. Bei uns Lehrkräften ist das z.B ein Unterrichtsbesuch durch die Schulleitung oder ein Elternteil, das plötzlich in der Sprechstunde auftaucht und irgendein Detail zu einer Unterrichtsstunde von vor drei Wochen wissen will, an die man nur noch bruchstückhafte Erinnerungen hat …
Drittens: weil ich weiß, dass die Schulleitung jederzeit in meinem Unterricht zu Besuch sein kann, habe ich den Ehrgeiz, nie völlig unvorbereitet vor der Klasse zu stehen.
Viertens (und jetzt kommen wir zu den unangekündigten Leistungsnachweisen): auf Schülerinnen- und Schülerseite allerdings kommt, so ist jedenfalls meine Wahrnehmung (und nicht nur meine), die Ansage, dass jede Form von Leistungsnachweis angekündigt werden muss, so an, dass man, wenn keine Leistungserhebung ansteht, auch nicht lernt. Und das kann nicht das Ziel von Unterricht sein.
Drum schlage ich einen Deal vor:
– die Schülerschaft verpflichtet sich (schriftlich, per Videobotschaft … auf jeden Fall irgendwie sinnvoll), sich auch für Unterricht ohne Leistungserhebung konsequent (von mir aus auf niedrigem Niveau, aber halt konsequent) vorzubereiten, so dass ein Lern- und Übungsfortschritt überhaupt erst möglich ist. (Es kann doch nicht sein, dass ich in einer Klasse drei Wochen lang die gleiche Grammatik in Englisch erklären muss, weil ich z.B. wg. äußerer Zwänge keinen Test schreiben kann und deswegen niemand lernt!).
– die Lehrkräfte kündigen jede Form von Leistungserhebung an.
Denn Amelies Petition sieht nur die eine Seite, nämlich die der Schülerschaft. Auf der anderen Seite stehen halt Lehrkräfte,
– die irgendwie weiterkommen sollen / wollen / müssen,
– die ihre Inhalte vermitteln wollen / sollen müssen,
– die zusammem mit den Jugendlichen bei den Jugendlichen Kompetenzen entwickeln sollen
– und die gleichzeitig von Schülerinnen und Schülern, die die “Druckreduktion” ausnutzen, daran gehindert werden.
Nur so als Idee! 😉
Also ich sehe das genauso wie Mr Kerber. Es gibt zwei Sachen die einen Schüler vom Lernen abhalten. Das wäre einerseits das Ende von Exen usw., auf der anderen Seite das Internet. Die Schüler werden nichts Lernen wenn sie Internet haben.
Dass Brunner die Exen aufgehoben hat [… bitte sachlich und bei den Tatsachen bleiben: Die Lehrerkonferenz hat mit Mehrheit auf Antrag der Schulleitung für ein halbes Jahr unangekündigte Leistungserhebungen ausgesetzt. Unabhängig wie man inhaltlich zu der Entscheidung steht, ist es eine zentrale Aufgabe des Schulleiters die Schule mitzugestalten.] Also sehe ich den Quatsch mit der Petition wie Mr Kerber, mit dem Unterschied, dass die Schüler genaugenommen keineswegs wegen der Lehrer und den Unterricht lernen sollten sondern für ihre Bildung.
Danke für so gute Beiträge, man sieht sich im Schulhaus []
Also, ich bins wieder. Ich bedanke mich herzlich für diese Verbesserung, muss jedoch dazusagen, dass B. Brunner es im Unterricht selbst als “seine … Leistung” hervorgehoben hat. Ich entschuldige mich für die “Fakes”, die wohl irrtümlich entstanden sind.