Von Hierarchie zur Anarchie und wieder zurück
Die Tiere der Herrenfarm haben es nach jahrelanger Unterdrückung durch ihren Besitzer Mr Jones endlich geschafft, diesen zu vertreiben. Mit dem Slogan „alle Tiere sind gleich“ führen die Tiere eine Revolution durch und nehmen sich vor, nie wieder einen Herrscher zu haben. Bald beginnen jedoch die heimtückischen Schweine schleichend damit, alle Macht selbst zu übernehmen. Sie schaffen es, alle naiven Tiere mittels eines Geflechtes aus Lügen und Angstmacherei vor der Rückkehr der bösen Zweibeiner davon zu überzeugen, ihnen mehr Futterrationen zu geben, sie im Haus schlafen zu lassen und ihnen noch viele andere Dinge durchgehen zu lassen. Dadurch hintertreiben sie nach und nach das kollektive Motto der Gleichheit. Das Ende vom Lied? Aus Anarchie wird Hierarchie und zuletzt sind Schwein und Mensch nicht mehr unterscheidbar.
Die Inszenierung
Der Theaterleiter Andreas Büttner schaffte es die dystopische Fabel gelungen mit nur drei Schauspielern auf die Bühne zu bringen. Dabei veranschaulichte das Bühnenbild, mittels immer wechselnder Collagen von Marlene Leah Ceh, welche in den Hintergrund projiziert wurden, den Handlungsort und das Geschehen. Die musikalische Untermauerung von Rüz Löser unterstrich die Emotionen im Stück und kreierte teils eine hektische, teils eine unbehagliche Atmosphäre. Vor dieser Kulisse spielten Marion Schenk, Olga Moiseenko und unser ehemaliger Mitschüler Cedric Fischer die tierischen Bewohner der Farm. Nebenbei wird das Buch von Christina Fischer als Erzählstimme vorgelesen, wodurch sichergestellt wird, dass auch Menschen, die Animal Farm nicht gelesen haben, das Stück verstehen. An wenigen Stellen wirkte das Stück dadurch jedoch für mich, der ich das Buch ja kannte, ein wenig zäh. Wichtiger ist aber das Verständnis der Zuschauer, jeder Zuschauer soll die wichtige Message von Animal Farm kapieren. Eins meiner persönlichen Highlights war Olga Moiseenkos Darstellung des totalitären Charakters des Regimes der Schweine, den sie durch das Schreien der zuvor auf Deutsch angekündigten Befehle auf Russisch erreichte. Dies empfand ich als eine geeignete und originelle Darbietung, da sie sehr gut zu George Orwells Fabel, welche als anti-stalinistische Satire konzipiert ist, passt. Dieser Hintergrund wird von dem Darsteller-Trio mit großer choreografischer und stimmlicher Kreativität umgesetzt. Alles in allem würde ich das Stück mit der Schulnote gut bewerten. Wie fandet ihr das Stück?
„Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.
In der DDR durfte Animal Farm, so wie auch jegliche andere Werke Orwells nicht erscheinen und der Besitz konnte strafrechtliche Folgen haben. Das Original-Skript enthielt ein Vorwort mit dem Titel The Freedom of the Press, in welchem Orwell die britische Selbstzensur, die Unterdrückung kritischer Äußerungen gegen den damaligen Alliierten Sowjetunion kritisierte. Das Vorwort fiel schließlich genau dieser Zensur zum Opfer. Aus diesem Vorwort stammt das von Orwell berühmt gewordene Zitat: „Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.”