Mein erstes Mal wählen gehen

von Sven Wicht

Auf diesen Tag hatte ich mich schon gefreut. Durch das Wählen mit 16 war nun die Europawahl meine erste Wahl, sonst wäre die Bundestagswahl 2025 meine Einstiegswahl. Informiert wurde ich schon vorher im Politik & Gesellschaft Unterricht, außerdem hatte ich bereits den Wahl-O-Mat ausprobiert. Bewusst hatte ich mich gegen die Briefwahl entschieden, da ich beim ersten Wahlgang meines Lebens dies traditionell im Rathaus erleben wollte.

9.6.2024: Wahltag

Der Tag startete für mich ganz normal mit dem Frühstück. Später nahm ich dann meine Wahlbenachrichtigung und den Personalausweis und begab mich zum Wahllokal im Rathaus Güntersleben.

Auch wenn ich nicht wirklich aufgeregt war, freute ich mich schon auf den eigentlichen Vorgang. Angekommen im Rathaus fand ich schnell das Wahllokal und wurde von freundlichen Wahlhelfern begrüßt. Nach Abgabe der Wahlbenachrichtigung bekam ich den Stimmzettel überreicht. Dann ging ich zu der Wahlkabine und fand dort nur einen Kugelschreiber vor.

Die Wahlkabine ließ mir genügend Platz und ich fühlte mich sicher und anonym, um mein Kreuz abzusetzen. Der mit 34 zugelassen Parteien wirklich sehr lange Stimmzettel war für mich nicht mehr neu, da wir ihn schon im Unterricht besprochen hatten, außerdem war es der Gleiche wie bei der Juniorwahl unserer Schule. Es war ein gutes Gefühl, Teil dieses demokratischen Prozesses zu sein und mit meiner Stimme Einfluss auf die Politik der EU nehmen zu können. Im Anschluss faltete ich den Zettel wieder zusammen und begab mich zu Wahlurne. Ein Wahlhelfer hob den Deckel und ich warf den Zettel ein, als ob ich gerade etwas sehr Wichtiges getan hätte. Das Wählen selbst war weniger kompliziert als ich erwartet hatte und alles war so organisiert, dass man sich willkommen fühlte.

Fazit

Zusammengefasst war mein erstes Mal wählen ein beruhigendes Erlebnis. Denn ich hatte das Gefühl in einer Demokratie und nicht in einer Diktatur zu leben. Es zeigte mir, wie wichtig es ist, seine Stimme zu nutzen und dass jede Stimme zählt. In einer Welt, in der so viele Menschen um ihre Rechte kämpfen müssen, wurde mir noch bewusster, wie privilegiert wir hier sind, dass wir frei und geheim wählen dürfen. Daher werde ich 2025 die Gelegenheit nutzen und bei der nächsten Bundestagswahl teilnehmen und hoffe, dass auch viele andere junge Menschen diese wichtige Aufgabe wahrnehmen werden.

Ist Wählen mit 16 überhaupt sinnvoll?

Dass ich ich wählen durfte, ist erst seit kurzem möglich. Daher gibt es viel Diskussionsbedarf, ob das sinnvoll ist. Gegner argumentieren, dass 16-Jährige oft nicht reif genug sind und politisches Desinteresse zeigen. Dies kann zu wenig durchdachten Entscheidungen beim Wählen führen. Befürworter hingegen betonen, dass frühes Wählen politisches Engagement und Bildung fördert. Erfahrungen aus Ländern mit gesenktem Wahlalter zeigen gemischte Ergebnisse. Insgesamt bleibt die Frage, ob Wählen mit 16 sinnvoll ist, also stark umstritten. Insgesamt finde ich, dass das Experiment recht gut funktioniert hat. Diejenigen, die ich kenne, haben sich bezüglich der Wahl gut informiert und sich meiner Ansicht nach eine Stimme verdient. Allerdings weiß ich nicht, ob junge Erstwähler z.B. in den neuen Bundesländern durch fehlendes Wissen über die Wahl weniger reflektiert, jedoch mehr emotionalisiert gewählt haben.