Freitag der 26.04., 08:30 Uhr am Brunnen vor dem Würzburger Hauptbahnhof. Die Klasse 11a trifft sich mit ihren Lehrern, um auf eine Wanderung durch Würzburg zu starten.
Aber warum waren wir überhaupt in Würzburg und was war das für eine Wanderung?
Jetzt mal ganz von vorne!
Letzten Freitag fand der erste Leitbildtag der Schule statt. Diesen Tag verbrachte unsere Klasse in Würzburg, um uns auf einer Wanderung über die Geschichte Würzburgs in der 1940er Jahren zu informieren. Im Vordergrund stand einmal die Deportation der Juden, aber auch das Gedenken an die Opfer des Bombenkriegs und die gefallenen Soldaten beider Weltkriege.
Wir waren in zwei Gruppen aufgeteilt, welche von unseren Lehrern Herr Rüthel, Frau Krell und Frau Renninger geführt wurden.
Aber was haben wir genau gemacht?
Zusammen mit unseren Lehrern sind wir verschiedene Stationen abgelaufen, zu denen verschiedene Schülerpaare den anderen immer andere Orte, wie z.B. Denkmäler vorgestellt haben. Angefangen hat es direkt am Hauptbahnhof, mit dem ersten Stopp, den Gepäckstücken vor dem Hauptbahnhof. Dieses Denkmal erinnert an die aus Würzburg deportierten Juden aus dem 2. Weltkrieg und jedes der Gepäckstücke steht für einen anderen Teil Mainfrankens, aus welchem die Juden kamen, darunter auch ein Koffer aus Würzburg
Weg der Erinnerung
Der zweite und dritte Stopp waren dann der Weg der Erinnerung und der Verladebahnhof Aumühle. Der Weg der Erinnerung ist der Weg, welcher zum Verladebahnhof führte. Aber warum der Verladebahnhof fragt ihr euch vielleicht? Die Juden sollten nicht vom Hauptbahnhof aus deportiert werden, vielleicht weil man das der Bevölkerung nicht für zumutbar hielt. Beim nächsten Stopp wurde uns etwas über das Novemberpogrom in Würzburg erklärt und die “Judenhäuser” in der Konradstraße gezeigt, in die die Juden vor ihrer Deportation verbracht wurden. Danach ging es weiter zum Platz‘scher Garten, welcher ursprünglich ein Gartenlokal war, aber dann zu NS-Zeiten als Sammelplatz für Juden genutzt wurde. Wie so vieles Schöne in Würzburg ist auch er 1945 von den Bomben unwiederbringlich zerstört worden und nur ein Denkmal erinnert noch an seine schreckliche Funktion als Ort der Deportation.
Würzburgs vertriebene Dichter
Darauf erzählten uns zwei Schülerinnen etwas über den Würzburger Literaten Max Mohr seine Bücher. Eine der beiden Schülerinnen las uns einen Teil aus seinem Buch „Frau ohne Reue“ vor, war sehr interessant, vielleicht wollt ihr das Buch auch mal lesen? Schon vorher erfuhren wir von Jehuda Amichai, der als Ludwig Pfeuffer vor 100 Jahren in Würzburg geboren wurde und heute als einer der größten Dichter Israels gilt.
Gedenken an die Bombenopfer
Dem Weg der Erinnerung folgend kommt man zum Hauptfriedhof. In einem unscheinbaren Hain davor liegt das Mahnmal, das an den englischen Bombenangriff auf Würzburg am 16.3.1945 erinnert. Etwa 3000 der 5000 getöteten Würzburger sind hier in einem Massengrab begraben. Ursprünglich diente der Ort einmal dem Gedenken an die gefallenen Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges von 1871, ein Obelisk erinnert noch daran, obwohl dies nach den schrecklichen Ereignissen des 20. Jahrhunderts in den Hintergrund getreten ist.
Das Kriegerdenkmal im Husarenwäldchen war die folgende Station. Es ist ein beeindruckendes Bauwerk, welches der gefallenen Soldaten der beiden Weltkriegen gedenkt. Im Hintergrund kann man sogar auf vielen Tafeln alle Namen der im 1.Weltkrieg verstorbenen Soldaten lesen. Weitere Stationen waren u.a. dann noch die Johanneskirche mit ihrem Mahnmal “Tod durch Bomben”, der Kardinal-Faulhaber-Platz, von wo aus, die ersten Juden deportiert worden waren und der Ort, an dem früher einmal die Hauptsynagoge Würzburgs stand und schließlich der Gedenkraum im Grafeneckert, in dem man ein Modell des zerstörten Würzburgs 1945 sehen kann.
Aber war der Tag nun Top oder Flop?
Alles in allem kann ich wahrscheinlich für die ganze Klasse reden, wenn ich sage, dass der Tag nichts Anderes als top war. Wir haben viele Eindrücke gesammelt und viel über die Geschichte der Stadt erfahren und die verschiedenen Vorträge haben einen auch sehr zum Nachdenken angeregt. Man hat gemerkt, dass die Schüler sich viel Mühe bei der Vorbereitung der Vorträge gegeben haben, sich die Lehrer aber auch Mühe beim Heraussuchen der Route und Denkmäler gaben. Vom Zeitmanagement war es auch grandios geregelt, wir waren pünktlich fertig, und jeder, der nach Hause musste, hat seinen Bus noch bekommen.
Der Leitbildtag war wirklich sehr schön und ich freue mich schon auf den nächsten!
Bildernachweis: Die historischen Bilder sowie das Bild des Kriegerdenkmals stammen von Jan auf WürzburgWiki.
Moritz Ergezinger
Ein exzellenter Artikel, zweifelsohne, doch muss ich konstatieren, dass die von den anderen Mitschülern veranstalteten Leitbildtage eine weitaus größere Anziehungskraft und Faszination auf mich ausübten. Mir zu Ohren kam, dass eine Bildungskohorte sich gar auf die Reise nach Nürnberg begeben hat. Als Teil des akademischen Nachwuchses hätte mich ein solcher Exkursionstag zutiefst konsterniert. Ungeachtet dessen, dass es von substantieller Bedeutung ist, sich mit der Historie auseinanderzusetzen, verbleibt die Überzeugung, dass eine solche Erörterung ebenso adäquat im Rahmen des regulären Lehrplans hätte stattfinden können.
“Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge,” empfiehlt Schopenhauer, hier ist es andersherum…
Coole Sache