Finale Ooh Oh!
Halbfinale! Do or Die! Noch eine Minute zu spielen. Weimar ist bis auf drei Punkte dran. Veitshöchheim im Angriff. Sie müssen treffen, sonst hat Weimar die Chance auf einen Ausgleich und Overtime. Marc Kunz setzt zum 3er an, er wirft und …
Doch mal ganz von vorne, worum geht es überhaupt?
Die TG Sprintis Veitshöchheim, das Flaggschiff der Basketballabteilung, spielten am vergangenen Samstag gegen Weimar um den Einzug ins Play-Off Finale. Als erster Platz in der 1. Regionalliga Südost, eine der 4. Ligen und obersten Amateurligen, hatten sie sich für die Play-Offs qualifiziert und in der ersten Runde die Baskets aus Vilsbiburg mit 2 zu 1 gewonnenen Spielen geschlagen.
Im Halbfinale verlor Veitshöchheim das erste Spiel der Serie gegen Weimar, konnte aber auswärts einen Sieg in der Overtime erzielen. Damit steht es 1 zu 1 in der Serie, was bedeutete, dass der Gewinner am Samstag ins Finale einzieht und dort um den Aufstieg in die 3. Liga spielt.
Spannung, gute Fans und eine brisante Schlussphase – Meine Erlebnisse beim Spiel
Schon als wir aus unserem Auto, in der Nähe der Dreifachsporthalle in Veitshöchheim, ausstiegen, konnte man die Fans hören, die noch letzte Vorbereitungen, zum Beispiel die Gesichtsbemalung, trafen. In der Halle war die Atmosphäre dann nochmal ganz anders: Vor allem die Weimarer Auswärts-Fans machten trotz ihrer geringen Stückzahl ordentlich auf sich aufmerksam, Veitshöchheim war aber sehr gut vertreten und die Fans hielten dagegen.
Gleich geht es los, die Spieler versammeln sich noch jeweils in ihrem Huddle, während drei Veitshöchheimer Spieler nur am Seitenrand zuschauen können. Die Ex-Bundesliga Spieler Constantin Ebert und Christoph Hackenesch sowie Maximilian Heckel fallen nämlich verletzungsbedingt aus.
Die Spieler stehen spielbereit um den Mittelkreis, die beiden Center der Mannschaften bereit, um den Tip-off für ihre Mannschaft zu sichern.
Der Werdegang der Mannschaft
Doch wie genau kommt es dazu, dass in Veitshöchheim eine Mannschaft um den Einzug ins Regionalliga Finale spielt? In der Saison 2017/18 übernahm Christian Gabold das Team als Spielertrainer, worauf sich die Mannschaft in der Saison 2020/21 nach einem dreifachen Aufstieg in der 1. Regionalliga Süd-Ost wiederfand. Dort versuchte man zunächst junge Talente an den Regionalligabasketball heranzuführen und mithilfe eines Kerns aus erfahrenen Spielern den Klassenerhalt möglichst früh zu erreichen. Auch letztes Jahr hatten sich die Veitshöchheimer für die Play-offs qualifiziert, mussten sich dann aber im Halbfinale gegen Breitengüßbach geschlagen geben.
Frühe Führung der Gäste, erste Verletzte
Und nun stehen sie hier, am Beginn des entscheidenden Spiels um den Finaleinzug. Der Schiedsrichter wirft den Ball in die Luft und gibt damit das Spiel frei. Die Weimarer Spieler holen sich den Tip-off und damit den ersten Ballbesitz.
Angetrieben von ihren Fans konnten sich die Gäste in den ersten 5 Minuten eine 2:7 Führung sichern. Doch es gab auch einen riesen Schreck: der startende Center, Best Othako (Im Bild rechts im schwarzen Trikot), geht nach nur 2 Spielminuten verletzt zu Boden und hält sich die Schulter, kann aber nach wenigen Minuten wieder am Spielgeschehen teilnehmen.
Mit viereinhalb Minuten Spielzeit im ersten Viertel übrig, wechseln die Veitshöchheimer Publikumsliebling, aus der eigenen Jugend, Max Hanisch unter großem Jubel ein.
Jugendarbeit in Veitshöchheim
Die Basketballabteilung in Veitshöchheim zeichnet sich auch durch eine gute Jugendarbeit aus. Vom Bereich des Minibasketball, mit einer U9 und einer U10 Mannschaft, bis zu einer U18 ist für jede Altersklasse gesorgt. In den Klassen U12 gibt es sogar 2 und für U14 Spieler sogar 3 Mannschaften, sodass jeder Spieler genug Spielzeit bekommt. In der letzten Saison gab es sogar noch eine U20 Mannschaft, die sogar trotz einer krankheits- und verletzungsbedingten sehr mageren Truppe den 3. Platz bei der bayrischen Meisterschaft in Regensburg sichern konnten. Dabei angetreten sind 5 Spieler der eigentlichen Mannschaft, welche noch von 2 weiteren der damaligen U16 unterstützt wurden.
Die Jugend performt!
Und auch er war in Regensburg dabei, Max Hanisch wird soeben in das Spiel eingewechselt. Schon nach ein paar Spielzügen kann er seine starken Nerven beweisen: Er wird beim Wurf gefoult und versenkt beide seiner Freiwürfe. Mit einem weiteren Sprungwurf beendet Max sein erstes Viertel mit 4 Zählern bei einem Punktestand von 16:20 für die Gäste.
Damit sind wir in der Viertelpause. Mit 2 Pizzastücken und einem erfrischenden Getränk, mache ich mich bereit für das 2. Viertel.
Früher Run der Gastgeber
Die ersten eineinhalb Minuten dieses Viertels verliefen eher zäh, ohne weiteren Korb, doch Veitshöchheim kam als erstes wieder ins Spiel und konnte die Weimarer weitere 2 Minuten 30 auf 0 Punkte halten und sicherten sich so eine 27:20 Führung. Im restlichen Viertel passierte nicht viel mehr. Beide Mannschaften tauschten Angriff für Angriff, Weimar überwog doch etwas und man ging mit einem knappen 38:37 für Veitshöchheim in die Halbzeitpause.
Während die jüngeren Zuschauer auf den Körben abseits des Spielfeldes spielten, besprachen die Teams nochmal Taktiken und hielten sich für die 2. Hälfte warm. Auch die restlichen Zuschauer nutzen die Pause und bildeten eine lange Schlange am Verkauf.
Die Stimmung ist am Kochen!
So geht es also in die 2. Hälfte. Wie im 2. Viertel geht es viel hin und her, doch die Stimmung ist viel hitziger als zuvor. Von den Rängen hörte man Trommeln, Tröten und viele Gesänge. Fast die ganze Halle feuert ihre Mannschaft an. Vor allem eine kurze Sequenz brachte viel Jubel ein, als Veitshöchheim einen Steal, also geklauten Ball, für sich gewinnen, einen schnellen Korb scoren und direkt im nächsten das gleiche wiederholen konnte. Auch weitere Highlights, wie Blocks auf beiden Seiten, sorgten in diesem Viertel für eine sehr gute Stimmung. Man begab sich mit einer 48:42 Führung in die letzte Pause.
Spannung pur – geht es noch in die Overtime?
Die Stimmung setzte sich im 4. Viertel weiter fort. Während in der Verteidigung die Defence-Rufe dominierten, stimmte man auf beiden Seiten während den eigenen Angriffen zu allen möglichen Fan-Gesängen an. Und so ging es mit 4 Punkten Abstand in die Schlussphase, die Letzen 2 Minuten des Spiels. In der vorletzten Minute konnte sich Weimar einen weiteren Punkt auf ein 58:55 herankämpfen.
Die aller letzte Spielminute beginnt. Veitshöchheim ist im Ballbesitz. Nach einem kurzen Passspiel steht Marc Kunz halbfrei an der Drei-Punkte-Linie. Während er zum Wurf ansetzt, verringert Weimarer Center Best Othako den Abstand. Beide setzten gleichzeitig zum Sprung an, doch Othako kann den Wurf von Marc Kunz nicht verhindern. Alle Augen sind nun auf den Ball gerichtet. Geht dieser rein, ist das Spiel vermutlich entschieden, tut er dies nicht, hat Weimar eine Chance das Spiel auszugleichen. Es fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an, bis der Ball zu großem Bedauern den Korb verfehlt. Doch von der Seitenlinie ertönt die Rettung! Der Weimarer Othako hat bei seinem Versuch den Ball zu blocken zu viel Schwung mitgenommen und hat Werfer Marc Kunz förmlich umgerannt. Also 3 Freiwürfe für Veitshöchheim. Mit 2 von 3 Treffern schickt Marc Kunz die Weimarer in ein Time-out.
Weimar stellt sich also mit einem durchbesprochenen Spielzug auf, durch das Time-out können sie sogar in der Hälfte der Veitshöchheimer einwerfen. Mit einem Treffer könnten sie sich wieder zurück ins Spiel bringen, jedoch verfehlen sie ihren Drei-Punkte-Wurf und beginnen mit ihrem Foul beim Einwurf der Gastgeber eine Serie aus 8 Freiwürfen, 4 pro Team, wodurch es nun 62:56 steht. Nur noch 30 Sekunden trennen die Veitshöchheimer vom Einzug ins Finale, doch Weimar kann einen versenken und spielt sich doch noch etwas ran.
Veitshöchheim nimmt aber erstmals ein Time-out, um nochmal herunterzukommen und ihre Taktik für den theoretisch letzten Angriff zu besprechen. Sie werfen also den Ball ein, doch die Weimarer spielen noch volle Defence, obwohl sie schon längst foulen müssten, sodass sie durch die Freiwürfe noch einen Ballbesitz erhalten. Also spielen die Veitshöchheimer den Ball nach vorne, letztendlich foult Weimar doch, und leitet eine weitere Serie von Freiwürfen ein. Ab den letzten beiden Freiwürfen hört man schon die „Finale Ooh oh“ Gesänge der heimischen Fans. Weimar schließt das Spiel dann noch mit 2 verfehlten 3ern ab.
Schluss, Aus, Ende!
Das Spiel ist aus! Veitshöchheim gewinnt mit 65:58 das dritte Halbfinalspiel und zieht somit ins Finale ein! Die Spieler setzten sich auf dem Spielfeld hin während Tim Eisenberger mit “Gib mir ein H!” zum Humba Täterä anstimmt. Die Stimmung ist ausgelassen und die Fans machen schon Pläne für die Finalspiele.
Noch Samstagabendprogramm gefällig?
Somit steht Veitshöchheim nach einem 65:58 Sieg im Finale, wobei es ein Derby mit der Würzburg Baskets Akademie gibt. Diese hatten sich nämlich wenige Stunden vorher mit einem 86:74 Auswärtssieg gegen Haching den ersten Einzug ins Finale gesichert. Veitshöchheim duelliert sich mit Würzburg also einmal Auswärts in der Feggrube, am kommenden Samstag, 16. März um 20 Uhr und die Woche darauf in Veitshöchheim, Samstag, 23. März um 19 Uhr. Da Veitshöchheim die Saison über den Würzburgern abgeschlossen hat, würde ein drittes Spiel, falls es nötig ist auch in Veitshöchheim stattfinden. Das wäre dann am Samstag, 6. April.
Wenn ihr also Zeit und Lust auf Basketball habt, dann supportet eure Veitshöchheimer im Finale und vielleicht können sie ja so den Aufstieg in die 3. Liga klarmachen.
Eine schönere und treffendere Beschreibung unserer Basketballabteilung ist nicht möglich – Wahnsinnsartikel👍
Obwohl Veitshöchheim am Ende noch gewonnen hat war ich von den Gegnern nicht begeistert. Viele Veitshöchheim Fans haben deswegen auch Lautstark rumgebrüllt und die Gegner mit unaussprechlichen Beleidigungen angeschrien.