von Jonah Kretz
Seit zwei Jahren machen wir Lesescouts eine Bibliotheksübernachtung. Das wird allmählich eine Tradition bei uns. Aber dieses Mal gab es etwas ganz Besonderes, aber bis dahin sollte es noch 9 Stunden dauern!
Unser Treffpunkt war um 19.00 Uhr an der Bücherei am Bahnhof. Es war ein Freitag, also war die Übernachtung die perfekte Gelegenheit, um ins Wochenende zu starten. Leider würden wir am nächsten Tag schon um 8 Uhr die Bibliothek verlassen müssen, da die kurz darauf ja wieder regulär öffnen sollte.
Märchenfotochallenge
Nun stand der erste Programmpunkt auf dem Plan: Wir sollten uns in Dreier- oder Vierergruppen aufteilen und dann jeweils drei Fotos von Szenen aus Märchen nachstellen. Dazu gingen wir in den Hofgarten. Wir hatten eine halbe Stunde Zeit und sofort rannten wir auch schon los, um uns einen geeigneten Platz für die Fotos zu suchen. Wer am Ende die besten Bilder präsentieren könnte, würde einen Preis gewinnen. Die Zeit verflog schnell und schließlich kehrten alle wieder in die Bibliothek zurück. Dort wurden die Bilder ausgewertet. Gewonnen hatte die Gruppe mit dem Märchen “Rumpelstilzchen”. Sie freuten sich riesig und bekamen als Preis eine Tafel Schokolade. Mittlerweile war es 20.00 Uhr und damit nur noch 8 Stunden bis…
Pizza!
Jetzt ging Frau Paulics Pizza holen. Als sie ankam, wurden sie regelrecht überfallen, so sehnsüchtig hatten wir auf sie gewartet. Wir aßen in der Haupthalle, da wir ja keine Bücher schmutzig machen wollten und als wir fertig mit Essen waren, hatten wir erstmal etwas Freizeit. Manche lasen Bücher, spielten Brettspiele zusammen oder unterhielten sich einfach ein bisschen. Zwischendurch gingen wir auch auf die Dachterrasse, um zu schauen, aber es war noch zu früh, wir mussten noch 7 Stunden warten.
Nachts auf der Burgruine
Um 22 Uhr waren es nur noch 6 Stunden und schon begann auch der nächste Programmpunkt. Wir würden eine Nachtwanderung machen, als Ziel die Ravensburg! Sobald wir außerhalb des Ortes waren, zündeten wir die Fackeln an. Sie sorgten für eine authentische Atmosphäre, aber auch für ein wenig Unbehagen, da es jetzt schon komplett dunkel geworden war und sie nur gerade so den Weg beleuchteten. Je näher wir der Ruine kamen, desto unebener wurde der Pfad. Einige Male wären manche fast über einen Stock oder über einen Stein gestolpert. Endlich waren wir angekommen. Wir setzten uns auf das zurückgebliebene Mauerwerk und packten unseren Proviant aus. Von hier hatten wir eine wunderbare Aussicht auf Veitshöchheim. Als Erstes erzählte Herr Rüthel eine Geschichte von den Ents und ihren verlorenen Frauen aus “Der Herr der Ringe”. Dann war es kurz vor Mitternacht – Geisterstunde. Passend zu dieser Stunde, lauschten wir der Gruselgeschichte, die Frau Paulics erzählte. Sie handelte von einer Mutter, deren drei Töchter alle im Sterben lagen und von einem Mann, der mithilfe von schwarzen Rosen mordete. Nach der Geschichte teilten wir uns in zwei Gruppen auf, die eine wollte zurück in die Bücherei, die andere wollte noch ein bisschen bleiben und noch eine weitere Geschichte hören.
Das verräterische Herz
Die, die blieben, wurden dann Zeugen einer wirklich schaurigen Gruselgeschichte. In dieser ging es um einen Verrückten, der einen alten Mann Nacht um Nacht im Schlaf beobachtet, bis der irgendwann aufwacht und er ihn schließlich umbringt. Am gruseligsten war irgendwie, wie der Wahnsinnige immer wieder betont, dass er keineswegs verrückt ist. Am Ende verrät er sich dann selbst. Wer die Geschichte “Das verräterische Herz” von Edgar Allen Poe selber mal lesen will, klickt hier.
Jetzt machte sich auch diese Gruppe, angeleitet von Herrn Rüthel, auf den Weg zurück zur Bibliothek, doch dieser Weg war eher ein Trampelpfad und wir mussten zeitweise klettern, um wieder herunter nach Veitshöchheim zu kommen. Dort angekommen erwartete uns noch eine Überraschung: Wir würden den Friedhof als Abkürzung benutzen. In völliger Stille liefen wir zwischen den Gräbern hindurch, bis wir schließlich am Ausgang ankamen. Von da war es nicht mehr weit und wir erreichten schon bald die Bücherei.
Lichter in der Nacht
Es war kurz nach 1 Uhr und damit etwas weniger als drei Stunden. Wir mussten nur noch bis dahin durchhalten und konnten uns dann getrost schlafen legen, doch so langsam machte sich bei uns die Müdigkeit breit. Noch 2 Stunden. Nach und nach legten sich immer mehr schlafen, bis nur noch eine kleine Gruppe übrig blieb. Noch eine und wir versuchten uns mit Witzen und Geschichten wachzuhalten, gleich wird es so weit sein. Und da, da waren sie, die Polarlichter! In bunten Bahnen zogen sie über den Himmel. Aber wir, wir haben sie leider nicht gesehen, denn wir haben geschlafen …
… und so hätten sie ausgesehen, wenn wir sie gesehen hätten.
Der nächste Morgen: Schlechte Musik, Aufräumen, Frühstück!
Als wir am nächsten Morgen um 7 Uhr, also quasi kurz nach dem Hinlegen, mit der Playlist der nervigsten Aufstehlieder geweckt wurden, waren wir alle todmüde. Wir hatten nur wenige Stunden geschlafen und wollten das eigentlich noch länger tun, doch wir mussten bis 8 Uhr die Bücherei geräumt haben. So packten wir unsere Sachen und gingen dann gemeinsam zum Bäcker, um dort etwas zu frühstücken. Es gab Brötchen, Croissants und heiße Schokolade. Das half uns, etwas wacher zu werden. Am Ende kehrten wir zur Bibliothek zurück. Dort wurden wir von unseren Eltern erwartet und nach Hause gefahren.
Es waren zwei sehr schöne Tage, an denen wir viel erlebt haben und die wir nicht so schnell vergessen werden.
Das war ein sehr aufregender Artikel. Sicher wollen jetzt viele Kinder auch Lesescouts werden.
Ich selbst bin ein großer Edgar Allen Poe Fan und kenne die Geschichte. Auch die Schwarze Katze, der Goldkäfer, die Grube und das Pendel und natürlich, meiner Meinung die beste Geschichte, die Maske des Roten Todes, sind auch empfehlenswert. Trotzdem sind sie nichts für schwache Nerven. Edgar Allen Poe war ein Meister der Horrorgeschichten, so wie Stephen King und John Carpenter.
Sah auf jeden Fall cool aus!
herrrlich