Besonders interessierte Lateinschüler der 11. Jahrgangsstufe besuchten den UNI-Tag des Instituts für Klassische Philologie zum Thema „Philosophandum est!“
von Sandra Wallrapp
Die Aufregung war groß als wir uns am 10.05.2024 mit unserer Lateinlehrerin am Frankonia-Brunnen vor der Residenz zu Würzburg trafen und dann kurze Zeit später zu unserer ersten Vorlesung im ehrwürdigen Toscana-Saal der Residenz Platz nehmen durften. Als wir dort von Prof. Dr. Thomas Baier vom Lehrstuhl für Klassische Philologie und Herrn Dr. Günzel (dem Initiator dieses Tages und ehemaligen Lateinlehrer unserer Schule) begrüßt wurden, waren wir dann doch alle ein wenig von Ehrfurcht und Demut ergriffen. Jetzt waren wir wirklich gespannt, was uns heute hier alles erwarten würde.
Los ging es mit einem beeindruckenden, aber auch für Schüler gut nachvollziehbaren Impulsvortrag von Prof. Thomas Baier zum Thema „„Philosophandum est! vel non est acerba medicina“. Hiermit knüpfte er direkt an das im Lehrplan verankerte Philosophie-Thema „Denken – ein Schlüssel zur Welt“ an. Im Mittelpunkt des Vortrags standen hierbei die Ausführungen des Autors Seneca zum Wert der Bildung und der Philosophie in seinen Epistulae morales. Laut Seneca wird der Mensch erst zum Menschen, wenn er Bildung hat. Erziehung und Ausbildung sind somit Teil der menschlichen Entwicklung. Ohne Schule und Bildung geht es nicht. Aber auch Seneca hatte damals schon betont, dass es dabei nicht um stures Bulimie-Lernen ginge, sondern darum, dass alle Lerninhalte und Kompetenzen dazu dienen sollten, das Leben leichter zu machen und ein richtiges und glückliches Leben zu führen. „Non scholae, sed vitae discimus!“ (epist. 106, 11-12) war sein Leitsatz. Darüber hinaus legte Prof. Baier dar, dass Seneca ebenfalls Überlegungen angestellt hatte, wie man das Erlernen von Tugend und einer guten Lebensführung den Schülern bzw. Lesern „schmackhaft“ machen kann. Am Ende seiner Briefe belohnte Seneca deshalb den Leser mit „kleinen Geschenken“ (munuscula) und persönlichen Geschichten über sich selbst. So schaffte er es, dass wichtige Lebensweisheiten beim Leser hängenblieben und mit dem Autor bzw. dem Lehrer als Vorbild verknüpft wurden. Somit hat bereits der antike Autor Seneca verstanden, wie man Schüler zum Lernen und zur Beschäftigung mit der Philosophie motivieren kann. Philosophandum est! vel non est acerba medicina!
Nach dem Vortrag besuchten wir die Gemäldegalerie des Martin-von-Wagner-Museums und setzten uns in einem ersten Workshop anhand der Darstellungen von verschiedenen mythischen Stoffen mit den unterschiedlichsten philosophischen Fragestellungen auseinander. In der wohlverdienten Pause gönnten wir uns ein paar leckere Kugeln Eis und betrachteten dabei im Hofgarten der Residenz die berühmte „Raptorengruppe“, bei der es sich – wie einige von uns sehr bedauerten – keineswegs um Dinosaurier handelte. In einem weiteren Workshop beschäftigten wir uns in der Lateinbibliothek anhand lateinischer Texte des Autors Seneca damit, welchen Nutzen die stoische Philosophie für uns heute noch haben könnte.
Zum Abschluss empfing uns Prof. Dr. Jan R. Stenger (Gräzistik) noch einmal im Toscana-Saal für den Abschluss-Vortrag zum Thema Epikureer“ – Hedonismus: Was hat das mit Philosophie zu tun?“. Wir waren doch ziemlich überrascht, dass – wie fälschlicherweise oft vermutet – das pure Streben nach Genuss und Vergnügen nicht zu einem glücklichen Leben führen kann. Laut Epikur besteht Glück gerade eben nicht aus Party und Spaß ohne Ende. Das Ziel der Epikureer ist zwar die WAHRE LUST. Diese erlange man aber nur dann, wenn man weder am Körper noch in der Seele Schmerz und Unruhe verspüre. Nur dies führe dann zu einem wahren glücklichen Leben. So ging mit diesem Vortrag ein Tag voller neuer Eindrücke und vieler neuer Lebensweisheiten zu Ende.
Ich bin mir gerade nicht sicher wie viel sinn eine schülerzeitung macht wenn die lehrer da mitschreiben und werbung für ihr Fach machen. Gibts dafür nicht den jahresbericht
Danke für die bedenkenswerte Rückmeldung. Es ist tatsächlich eine gewisse Gratwanderung. Wir wollen auf jeden Fall einen Fokus auf Schüleräußerungen legen und das ist ja auch ganz überwiegend verwirklicht. Gleichzeitig wollen wir aber offen bleiben für Beiträge von allem Mitgliedern der Schulfamilie und so eine kommunikative Plattform für alle bieten.