„Hell ist die Nacht“- eine beklemmende Inszenierung zur Zerstörung Würzburgs
Von Maren Hetterich, Isabella Haas (11e)
80 Jahre ist es nun her, dass Würzburg am 16. März 1945 von britischen Flugzeugen bombardiert wurde. Zu diesem Anlass entstand schon im letzten Jahr das Stück „Hell ist die Nacht“. Eine Mischung aus Musik, Theater und Lyrik. Doch die Aufführung findet nicht in einem normalen Theater- oder Konzertsaal statt, sondern in den noch erhaltenen Räumen des Klosters der Schwestern des Erlösers. Genau in den Räumen, die auch am 16.3.1945 eine große Rolle gespielt haben.
Die Handlung des Stücks – Eine Liebesgeschichte in Zeiten des Krieges
Das Stück dreht sich um Hannes und Laura, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ein Liebespaar sind. Er wird in die Wehrmacht eingezogen und muss an die Front, während Laura zurückbleibt. Zum Abschied schenkt Laura ihm ein Notizbuch, welches sein Tagebuch wird.
Zum Ende des Kriegs begibt sich Laura auf die Suche nach ihrem Geliebten und findet heraus, dass dieser im Kloster der Erlöserschwestern, welches zur damaligen Zeit auch ein Lazarett für Kriegsversehrte war, an seinen Verletzungen gestorben ist. Von den Schwestern erhält sie sein Tagebuch als letztes Vermächtnis von Hannes. Während sie Hannes Tagebuch liest, durchlebt sie nochmals seine letzten Tage und Erinnerungen, bevor sie erstmals realisiert, dass er wirklich tot ist. Sie verlässt das Stück durch eine Tür in ihr neues Leben, in eine Zukunft ohne Hannes.

Die Inszenierung – keine Trennung von Bühne und Zuschauerraum
Wie oben schon erwähnt, spielt die Inszenierung im Kloster der Erlöserschwestern. Hierfür wurden drei ganz besondere Räumlichkeiten in Szene gesetzt.
Der ehemalige Speisesaal bildete eine Stadt in Trümmern ab. Über all lagen Steine, Asche und Stahlgeflechte der zerbombten Gebäude. Die Darsteller waren die Klosterschwestern bei Ihrer Arbeit. Während dessen stehen die Zuschauer einfach mit im Raum dabei, es gibt keine Abgrenzung. Das Schauspiel findet zwischen ihnen statt. Plötzlich taucht Laura auf während ihrer Suche nach Hannes, nur um zwischen den Trümmern von einer Schwester nur das Tagebuch des bereits Verstorbenen zu erhalten. Im Anschluss erweckt ein Geräusch im Nebenzimmer ihre Aufmerksamkeit. Den angrenzenden Raum betritt sie durch ein Fenster; dort wird das Schauspiel fortgesetzt. Und die Zuschauer wandern mit durch die Räume.


In der noch original erhaltenen Küche wird eine Blumenwiese inszeniert. Auf ihr wird die Erinnerung an das letzte Treffen des Paares mit der Übergabe des Tagebuchs dargestellt. Später kehrt man zurück in diesen Raum, doch das fröhliche Bild der Blumenwiese ist dann verschwunden, stattdessen bildet die Küche nun einen Trümmerhaufen. Hier verabschiedet sich Laura nun endgültig von Hannes und tritt durch die Tür in den Gang, symbolisch für den Beginn ihres neuen Lebens ohne Hannes.

Das Herzstück der Aufführung und gleichzeitig die Erinnerung an den 16.03.1945 spielt im ehemaligen Luftschutzbunker, dem Keller des Klosters. Also an dem Ort, an dem 80 Jahre früher 300 Schwestern und 200 verletzte Soldaten den Angriff überlebten. Dort wurden Briefe, Tagebucheinträge und Überlieferungen von Zeitzeugen verlesen. Dazu spielten die Instrumente minutenlang dermaßen schrill und misstönend, dass man fast körperlich einen Eindruck der Sirenen erhalten konnte. Dafür wurden extra zwei der Streichinstrumente verstimmt. Wenn man dann den Keller am Ende durch lange Gänge verlässt, sind die Instrumente schon vorausgegangen, die einzelnen Musikern stehen in Nischen und man läuft an ihnen vorbei, das eine Instrument wird leiser und das andere lauter.

Musik, Lyrik und Gesang
Neben sehr guten schauspielerischen Leistungen mit beeindruckender Mimik und Gestik, wurde die Erzählung außerdem von klassischem Gesang geprägt.
Begleitet wurden Laura (Elisabeth Wrede) und Hannes (Uli Bützer) von dem Quartett Four4Strings und Ulrich Cornelius Maier bzw. Paul Beyer am Klavier. Das Quartett besteht aus zwei Violinen, einer Viola und einem Violoncello.
Die Sprechanteile des Stückes bildeten Texte aus der Epoche der Trümmerliteratur
(1945 -1950er) und den oben genannten Zeitzeugen-Überlieferungen. Entwickelt wurde das Stück anlässlich des letztjährigen Mozartfestes in Würzburg zum Thema „Krieg und Frieden – Schuld und Vergebung“ von Max Koch, Tamara Yasmin Quick, Ulrich Cornelius Maier und Thorben Schumüller.
Unsere Meinung
Mittendrin im Theaterstück
Ich fand die Inszenierung sehr eindrucksvoll. Durch das Singen konnte man den Text zwar nur teilweise verstehen, doch durch die schauspielerischen Leistungen der Darsteller, konnte man der Geschichte trotzdem gut folgen. Es ist eine tolle Erfahrung gewesen, sich ein Theaterstück mal von einer anderen Seite anzuschauen: nämlich mittendrin. Anders als im Theatersaal war der Abstand zu den Schauspielern nur gering und es konnte auch schon mal sein, dass die Hauptdarstellerin plötzlich neben einem stand.
Am eindringlichsten fand ich die Zeitzeugenerzählungen im ehemaligen Schutzbunker, weil man so noch genauere Vorstellungen von dem erhaltenen konnte, was damals passiert ist und einem nochmals bewusst wird, dass so etwas wie am 16.03.1945 nicht noch einmal passieren darf.
Isabella Haas, 11e
80 Minuten wie 30
Mir persönlich hat die Vorstellung gut gefallen, obwohl ich mir mit dem Verständnis der Gesänge manchmal etwas schwergetan habe. Trotzdem war die Handlung aber gut zu verstehen.
Ich war sehr beeindruckt von den schauspielerischen Leistungen und der anschaulichen Umsetzung der Inszenierung. Mimik und Gestik waren so überzeugend, dass ich zwischendurch vergessen habe, dass die Schauspieler die gezeigten Situationen im realen Leben nie durchlebt haben. Das lag nicht zuletzt auch an der meiner Meinung nach brillanten Idee, die ,,Bühne“ nicht von den Zuschauern abzugrenzen. Denn dadurch, dass man frei im Raum stehen und sich sogar bewegen konnte, um eine bessere Sicht zu erlangen, hatte man direkt das Gefühl am Geschehen beteiligt zu sein und zum Beispiel die Bombenangriffe hautnah mitzuerleben. Meinem Empfinden nach war die Vorstellung außerdem viel zu schnell vorbei, denn nach den 80 Minuten hatte ich das Gefühl, dass lediglich 30 vorbei waren. Alles in Allem hat die Vorstellung ein rundes Bild abgegeben und ich kann sagen,
dass es sich wirklich rentiert hat.
Maren Hetterich, 11e
Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, euch das auch noch anzuschauen, habt ihr noch eine kleine Chance. Es gibt noch Aufführungen am 9.Juni, die sind ausverkauft, aber es gibt eine Warteliste.
Wir danken Beate Kröhnert für die Übersendung der Pressebilder!
Bei den langweiligen Artikeln vergeht mir die Lust schelmische Kommentare zu schreiben!
Auf den langweiligen Kommentar habe ich gar keine Lust, lustig zu reagieren.
Ich glaube, wie alle hätten mehr davon, wenn du einfach deine dummen Kommentare unterlässt und dann einfach nicht den Artikel liest – sofern du das überhaupt kannst (…)
Wenn du nämlich nichts dummes über den Artikel schreibst, muss Herr Rüthel sich nicht darüber ärgern und diejenigen, die den Artikel geschrieben haben, sind nicht traurig.
Ich fand den Artikel toll; schön, dass ihr über so etwas berichtet und dabei wart.
Ich finde es beeindruckend, wie genau sich Isabella und Maren mit dem Stück auseinandergesetzt haben und wie sehr gut es ihnen gelungen ist, ihr persönliches Erleben in Worte zu fassen. Es hat auch meinen großen Respekt, wie mutig sie sich auf diesen bedrückenden Stoff eingelassen und die emotionale Berührung zugelassen haben. So kann Erinnungsgeschichte lebendig werden und so können wir hautnah – weit über Geschichtsbücher hinaus – die Sinnlosigkeit von Krieg erfahrbar machen. Aktuell notwendiger denn je. Danke an die Lehrer, die ihre Schüler auf diesem Bildunsgweg unterstützen!