von Johannes Düll
Mein Auslandssemester in den USA war eine der prägendsten Erfahrungen meines Lebens. Als ich mich auf das Austauschprogramm vorbereitete, war ich voller Vorfreude, und das mit Recht! In diesem Erfahrungsbericht möchte ich euch Highlights sowie Herausforderungen eines Auslandssemesters vorstellen.
Planung
Die erste Herausforderung bestand darin, die Verbindung zu der Highschool herzustellen. Zum Glück hatte ich Hilfe von Frau Haaf, die noch bestehenden Kontakt mit der früheren Partnerschule unseres Gymnasiums hatte. Sie half mir bei der Kommunikation mit dem Goethe-Institut in New York, damit ich für das Auslandssemester zugelassen werden konnte. Auch ein Visum musste ich mir besorgen, also fuhr ich noch einige Monate vor meiner Abreise ins Generalkonsulat nach Frankfurt. Dort hatte ich ein Interview für mein Visum der Klasse J-1. Dieses Visum erlaubt einer an einem Austausch beteiligten Person den Inlandsaufenthalt für einen bestimmten Zeitraum. Dort gab es zum Glück keine Probleme und zwei Wochen später bekam ich mein Visum im Reisepass eingeklebt zugeschickt.
Ankunft und erste Erfahrungen
Mit dem Flug gab es kleinere Probleme, die aber aufgrund der Flexibilität des Flugunternehmes Delta schnell gelöst werden konnten. Obwohl ich kurzfristig am Tag der Hinreise aufgrund der Absage meines Verbindungsfluges in Amsterdam noch umbuchen musste, hat alles gut geklappt. So kam ich bei -20°C in Minnesota-Saint-Paul ohne Gepäck an, wo mich meine Gasteltern in Empfang nahmen.
Ich besuchte eine Highschool in Faribault, einer kleinen Stadt im Staat Minnesota mit etwa 25.000 Einwohnern. Minnesota selbst ist ein bisschen kleiner als Deutschland und hat nur 6 Millionen Einwohner. Auf der Highschool waren ungefähr 1.200 Schüler, darunter mit mir drei Austauschschüler.
Anfangs war es natürlich schwierig, dem schnellen Tempo und den verschiedenen Akzenten der Muttersprachler zu folgen. Doch meine Gastfamilie, die aus meinen Gasteltern, Ruth und Tharan und zwei jüngeren Geschwistern, Miles und Colin, bestand, unterstützte mich liebevoll, sodass ich ziemlich schnell alles verstehen konnte. Sie halfen mir nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell, mich einzuleben. So besuchten wir zusammen verschiedene Städte und andere Orte. Darunter waren Minneapolis, Chicago, Saint Paul und die Grenzgewässer im Norden von Minnesota. Interessant war, wie sich die Spezialitäten schon nach zwei bis drei Stunden Autofahrt änderten. Beispielsweise gibt es in Chicago besondere Pizza Stile und Hot-Dog Rezepte.
High School Life
Die Highschool war sehr beeindruckend. Anders als Schulen in Deutschland bot sie eine breite Palette an außerschulischen Aktivitäten und Clubs an. Von American Football bis Wrestling war alles verfügbar. Die Schule hatte ein eigenes Schwimmbad, Theater, zwei große Sporthallen, zwei Baseballfelder und sieben Tennisplätze. Ich entschied mich, dem Theaterclub, dem Schwimmteam und dem Tennis Team beizutreten. Diese Entscheidung erwies sich als richtig, da ich dadurch schnell neue Freunde fand und mich als Teil der Schulgemeinschaft fühlte.
Der Unterricht in der Highschool unterschied sich ebenfalls stark von dem in Deutschland. Die Klassen waren interaktiver und projektorientierter. Jeder Schüler erhielt ein iPad von der Schule. Außerdem hatte man dauerhaft einen Überblick über seine Noten, da diese auf einem Schulsystem gespeichert waren. Besonders interessant fand ich den Geschichtsunterricht, in dem wir viel über die amerikanische Geschichte und Kultur lernten. Es war faszinierend, historische Ereignisse aus einer anderen Perspektive zu betrachten und darüber mit meinen Mitschülern zu diskutieren. Neben US History bestand mein Stundenplan aus Team Sports, College Percussion, American Literature, Accelerated Algebra 2, Film & Animation und AP Biology. Ich hatte diese sieben Fächer an jedem Tag in der Woche zur gleichen Zeit. Die Schule an sich fing um 8:00 Uhr an und endete um 15:00 Uhr. Danach fanden die Clubs von 15:30 bis 18:00 Uhr statt.
Zum Glück gab es in der Schule mittags eine warme Mahlzeit, sonst wäre ein solcher Tagesablauf fast gar nicht möglich. Zu Essen gab es eine Auswahl am Buffet. Sandwiches, Salat, Obst, Burger und vieles anderes gab es kostenlos gegen 12:30 Uhr.
American Way
Zu Hause aßen wir oft Tacos, Sandwiches und zum Frühstück gab es sogar manchmal authentische amerikanische Pancakes. Ab und zu besuchten wir typische amerikanische Restaurants wie A&W. Durch Spezialitäten wie Mountain Dew und Pop Tarts probierte ich mich hindurch. Alles in allem schmeckt es in den Staaten sehr gut, jedoch vom gesundheitlichen Aspekt betrachtet, ist das nordamerikanische Essen dann etwas kritischer zu sehen. Das heißt aber nicht automatisch, dass alles in den USA ungesund ist. In Märkten wie Aldi oder Walmart gibt es ein großes Sortiment an Frischwaren zu kaufen.
Nicht unerwähnt bleiben darf die Musik. Newcomer wie Childish Gambino oder Laufey sind neben den altbekannten Stars wie Billy Joel, Drake oder Taylor Swift überall in den Playlisten.
Für mich überraschend war der große Nationalstolz der Amerikaner. Vor jedem Schwimmturnier, Konzert und allen anderen wichtigen Veranstaltungen wurde die Nationalhymne, “The Star-Spangled Banner”, gesungen. Das war einer der größten Unterschiede zu Deutschland.
Ein Highlight meines Aufenthalts war der Besuch des weltweit bekannten Prom-Balls. Die Stimmung war überwältigend, und ich war beeindruckt von dem Gemeinschaftsgefühl, welches bei solchen Schulveranstaltungen zum Ausdruck kam. Es war wie in den Filmen, die wir kennen. So oder so ähnlich war auch die Graduation. Zum Ende des Schuljahres durfte ich auch an der Abschlusszeremonie der Schule teilnehmen. Wie in den USA üblich, gab es nach dem Einzug in den Roben den Wurf der viereckigen Hüte. Danach erfolgte die Übergabe des Diploms. Es war eine sehr große Ehre für mich, dazugehören zu können.
Los ging es für mich in Minnesota, dem Land der 10.000 Seen und beendet habe ich meinen Aufenthalt mit dem Land der 1.000 Inseln und dem Big Apple. Zwei Wochen verbrachte ich noch vor meiner Rückreise in New York. Eine davon im Norden des Staates und die andere in Manhattan, New York City. Das war ein passender Abschluss für einen so langen und schönen Ausflug.
Rückblick
Rückblickend war mein Auslandssemester eine Zeit des Wachstums und der Selbstentdeckung. Im Nachhinein kann ich sagen, dass alles perfekt gelaufen ist und es überhaupt keine Probleme gab. Ich habe nicht nur meine Englischkenntnisse verbessert, sondern auch gelernt, mich in einer neuen Kultur zurechtzufinden und offen auf Menschen zuzugehen. Die Erfahrungen, die ich in diesem halben Jahr gesammelt habe, sind unbezahlbar und haben mich als Person reifen lassen. Ich bin dankbar für jede Begegnung und jedes Erlebnis und kann jedem, der diese oder eine ähnliche Möglichkeit hat, nur dazu raten, diese Chance zu ergreifen.
Die Erfahrungen und Begegnungen werden dich weiter in deinem Leben begleiten. Du bist mutig aus deiner Komfortzone herausgetreten und in ein fremdes Land und eine unbekannte Familie eingetaucht, hast die Sprachhürde bewältigt und bist in deiner Persönlichkeit gewachsen. Dein USA Besuch trägt zur deutsch – amerikanischen Freundschaft bei. Du hast dein Land würdig vertreten und gibst uns nun Einblicke in „ American way of life“. Danke dir dafür.
Wir sind beeindruckt, wie du innerhalb eines halben Jahres so erwachsen geworden bist. Diese Zeit wird dir niemand mehr nehmen und du wirst dich dein ganzes Leben lang daran erinnern.
Toll, dass du diese Chance bekommen hast.👍
It was such a pleasure having you here Johannes! We would love to have you back anytime!
Mit dem Playboy wäre ich auch gerne auf den Prom gegangen bin schon neidisch.
Ziemlich geile Zeit gehabt der Bub. Scheint sich glohnt zu ham, der ganze Aufwand!
Johannes du hast die Gabe bekommen dich gut in eine Gemeinschaft einzufügen nicht nur zu Hause sondern auch in der Fremde. Empathie ist eine große Gabe!
Es ist schön so eine Positive Erfahrung in der Jugend zu machen. Sie wird dir auch im Alltag so manche Hürde leichter nehmen lassen.
Du bist durch dieses Erlebnis gewachsen.
Ich wünsche dir alles Gute für dein weiteres Leben. Vorallem Gesundheit und Gottes Segen und Kraft.
https://youtu.be/qE570itF-TI?si=GdNQLOmkVuajvk1a
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