Auf den Spuren der Demokratie – Eine Reise durch Europa
von Anton Bauer, Paul Seefried, Daniel-Ray Koop und Sebastian Lederer
Die EU bedeutet mehr als nur offene Grenzen und eine einheitliche Währung – es ist eine Gemeinschaft, die auf den Prinzipien von Freiheit, Demokratie und Solidarität gegründet ist. Aber wie werden diese Werte in unterschiedlichen Ländern praktiziert? Um dies zu ergründen, unternehmen wir eine Rundreise durch acht bedeutende Städte: Von der Gedenkstätte Auschwitz, die an die dunkelsten Kapitel der Geschichte erinnert, über die politischen Zentren Brüssel und Straßburg bis zu den kulturellen und historischen Metropolen Bologna, Helsinki, Dublin, Berlin und München. Jede Station eröffnete neue Perspektiven auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Europas.
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7 Millionen Stimmen schreien nach Freiheit
Meine Reise beginnt in Helsinki, wo ich mich gerade vor dem Parlamentsgebäude befinde und ich mich erinnere, dass hier vor 50 Jahren Geschichte geschrieben wurde, denn am 7. August 1975 wurde der Helsinki – Schlussakt verabschiedet. Ein Abkommen, das einen bedeutenden Schritt darstellte, um die Spannungen zwischen dem Westen und dem Osten abzubauen. Zu den wichtigsten Punkten gehörte die Verpflichtung der Unterzeichner, welche aus 35 Ländern hervorgingen, die bestehenden Grenzen in Europa zu respektieren und friedliche Konfliktlösungen anzustreben. Der Akt trug zur Entspannung und zu einer Reduzierung der militärischen Bedrohung bei. Neben mir stehen andere Demonstranten der Bewegung „7 Millionen“ die für eine Durchsetzung des Gesetzes friedlich demonstrierten. Denn die Sorge besteht, dass die Sowjetunion, welche Menschenrechte des Öfteren missachtete, den Schlussakt nicht anerkennen und es den Menschen dort auch weiterhin nicht gut geht. Umso glücklicher waren alle, dass die UDSSR dem Antrag zustimmte und ein großer Schritt in Richtung Unabhängigkeit und Frieden gegangen wurde. Seitdem steht dieser Tag für die Volkssouveränität in Europa und was man alles durch friedliche Demos erreichen kann. Die Durchsetzung des Schlussaktes trugen zur allmählichen Auflösung der Sowjetunion, beispielsweise durch die Wirtschaftsreform, bei. Noch ganz in Gedanken vertieft, laufe ich weiter, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Nach meinem Aufenthalt in Finnland, geht es weiter Richtung Polen.

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Das dunkelste Kapitel Europas
Nun stehe ich auf dem Gelände des deutschen KZ Auschwitz, einem Ort, an dem unvorstellbares Leid und unzählige Leben ausgelöscht wurden. Die Stille um mich herum ist erdrückend, und der Gedanke an das Grauen, das hier stattfand, lässt mich innehalten. Die Überreste des Lagers, Mauern und Baracken – sie alle erzählen von einer Zeit, in der Hass und Intoleranz das Menschliche zerstörten. Heute leben wir in einer völlig anderen Welt. Die Europäische Union, die auf den Trümmern des Zweiten Weltkriegs gegründet wurde, steht für Zusammenarbeit, Frieden und die Werte der Menschenrechte. Doch der Besuch in Auschwitz erinnert mich daran, wie zerbrechlich diese Errungenschaften sind. In einer Zeit, in der wir durch Globalisierung und politische Spannungen wieder mit Herausforderungen konfrontiert werden, sollten wir nie vergessen, dass der Frieden, den wir in der EU genießen, nicht selbstverständlich ist. Die Erinnerung an Auschwitz mahnt uns, wachsam zu bleiben und die Werte der Freiheit und Menschenwürde zu verteidigen. Es liegt in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass Hass und Intoleranz niemals wieder Raum finden. Nur so können wir verhindern, dass sich die dunklen Kapitel der Geschichte wiederholen.

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Der eiserne Vorhang spaltet den Frieden
Nach diesem traurigen Abschnitt meiner Reise, laufe ich nun voller Lebensfreude durch die Straßen Berlins. Die Stadt ist voller Leben – Autos fahren vorbei, Menschen reden in verschiedenen Sprachen und überall gibt es etwas zu sehen. Dann stehe ich plötzlich vor der Berliner Mauer. Oder besser gesagt, dem, was davon übrig ist. Die bunten Graffitis erzählen Geschichten von früher. Ich weiß, dass hier einmal eine harte Grenze war. Familien wurden getrennt, Menschen durften nicht einfach von Ost nach West gehen. Heute kann ich einfach weiterlaufen – ohne Kontrolle, ohne Angst. Das erinnert mich an die Werte der Europäischen Union. Die EU steht für Freiheit, Frieden und Zusammenhalt. Früher gab es in Europa viele Grenzen, heute können wir problemlos von einem Land ins nächste reisen. Die Mauer hier in Berlin zeigt, wie schlimm es ist, wenn Länder oder Menschen voneinander getrennt werden. Und sie zeigt, wie wichtig es ist, Mauern abzubauen – nicht nur aus Beton, sondern auch in den Köpfen der Menschen. Ich gehe weiter, über eine Brücke, von Ost nach West, ohne es wirklich zu merken. Genau das ist das Besondere an Europa: Wir sind verschieden, aber wir gehören zusammen.

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Eine EM für jedermann
Immer noch in Deutschland bin ich jetzt in München und fahre mit der U Bahn, als es läutet und der nächste Halt Allianz Arena heißt. Gespannt steige ich aus und laufe auf das Gebäude zu, welches ich zuvor nur aus Videos und Bildern kenne. Mehr als überwältigt betrachte ich die Arena, denn sie steht für die Vielfalt, die es in Europa gibt. Deutlich zu sehen bei der Europameisterschaft 2024, die in Deutschland ausgetragen wurde. Denn abgesehen von den Spielern, die von überall her kommen gibt es auch nur ein Ziel unter den Zuschauern: Fußball gucken. Hierbei spielt Hautfarbe, Sexualität und Geschlecht keine Rolle und jeder hat eine tolle Zeit. Verstärkt wurde das ganze auch durch Kampagnen von der UEFA selbst und durch Statements der Spieler in sozialen Medien. „Fans“ die auf sich durch intolerante Banner oder Sprüche aufmerksam machten, wurden des Platzes verwiesen und bekamen teilweise sogar Strafen, denn der DFB sensibilisierte hierfür extra Trainer, Spieler und auch Schiedsrichter. Aber auch die Stadt München im allgemeinen steht seitdem aktiv gegen Diskriminierung auf, indem sie beispielsweise eine Woche gegen Rassismus oder einen CSD organisierten. Das Ganze sollte die Vielfalt in Europa repräsentieren und zeigen, wofür die EU steht. Meinen Blick von der Allianz Arena abwendend, denke ich an das verlorene Spiel Deutschlands bei der EM und laufe weiter Richtung Cafe Gisela, ein kleines Restaurant neben dem Stadion.

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Bologna – Die Stadt der Bildung
Mein erster Eindruck nach meiner Ankunft in Bologna war der, dass man in jeder Straßenecke Spuren der bemerkenswerten historischen Vergangenheit der Stadt entdecken kann. Der unverkennbare Charme der Stadt wird durch die roten Backsteinhäuser und die vielen Bogengänge erzeugt und ist gleichsam ein Quell der Faszination. Bologna wirkt beinahe wie ein universitärer Campus, auf dem der Geist des Studierens zu Hause ist. Kein Wunder, schließlich ist in ihr die älteste Universität Europas beheimatet, die über viele Jahrhunderte hinweg Wissen bewahrt und weitergegeben hat.Im Verlauf der Stadtführung erfuhr ich mehr über den Bologna-Prozess, der die Vereinheitlichung des Studienwesens in Europa und die Mobilität der Studierenden zum Ziel hat. In Bologna wurde die Konzeption dieses Projekts prototypisch realisiert und die Reformen dort haben schließlich zu europaweiten Standards geführt. Heute ist es durchaus möglich, überall in Europa zu studieren oder zu arbeiten. Die einheitliche Bildung, das geeinte Europa sind Glanzlichter. Ein Studium in einem anderen europäischen Land ist eine Chance, die es zu nutzen gilt. Es fördert den interkulturellen Austausch und begünstigt die Herausbildung eines einheitlichen europäischen Studienraums. Mit den Neuordnungen in der EU haben viele die Chance bekommen, nicht nur im eigenen Land, sondern auch im Ausland ein Studium zu beginnen, andere Kulturen kennen zu lernen und gedanklich anzuwachsen. Wer profitiert davon? Nicht nur die Studenten selbst, auch die Gesellschaften, die durch neue Ideen und andere Perspektiven an Wänden gewinnen. Meine Bologna-Reise brachte mir durch ihren Charme und durch ihre historischen Erinnerungen nicht zuletzt eine Grundkenntnis der pädagogischen Rolle, die die EU spielt. Ich stieß auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit und des Wissensaustausches im europäischen Raum, um eine harmonische Zukunft auf allen Ebenen planen und bauen zu können. Mit anderen Worten: Bologna ist ein Beispiel dafür, was wir zu leisten imstande sind, wenn wir über Bildungsgrenzen nachdenken.

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Die Sicherheit in der EU
Auf der Suche nach einem warmen Croissant, läuft man unmittelbar an der Straßburgischen Nationalbibliothek vorbei, hier kann man den 1994 erbauten Europäischen Gerichtshof schon vom weiten erblicken der durch seinen markanten Baustil sehr auffällig ist. Die juristische Institution ist nicht offizieller Teil der Europäischen Union, sondern des Europarates, trotzdem ist die Aufgabe des Europäischen Gerichtshof die Einhaltung der Menschenrechte in den 46 Mitgliedsstaaten zu überwachen und durchzusetzen. Jede Privatperson und jeder Verein hat das Recht, dort eine Beschwerde einzureichen, die dann auch bearbeitet wird, dieser Aufgabe geht der Europäische Gerichtshof seit 1959 nach, damals wurde er als Antwort auf die Gräueltaten des zweiten Weltkriegs gegründet und seitdem werden dort Urteile gefällt, die für alle Mitgliedsstaaten bindend sind. Abschließend kann man sagen, dass die Hauptaufgabe darin besteht, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in Europa zu festigen.

Das Herz der Demokratie und seine wichtigsten Bestandteile
Unmittelbar nach meiner Ankunft in der Hauptstadt der EU, spüre ich die Dynamik dieser Stadt, die unübersehbar vom politischen Geschehen geprägt ist. Geschäftige Menschen in Anzügen eilen durch die Straßen, Telefonate werden geführt, Aktenordner unter den Arm geklemmt – hier wird Politik nicht nur gemacht, sondern gelebt. Schon jetzt wird mir bewusst: Brüssel ist weit mehr als die Hauptstadt Belgiens. Es ist das Herz Europas, das politische Zentrum, in dem richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden, die das Leben in der gesamten Europäischen Union prägen. Der Vortrag über die europäischen Institutionen war nicht nur informativ, sondern geradezu fesselnd. Besonders beeindruckend fand ich die komplexe Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union. All diese Institutionen haben hier ihren Sitz, und es ist faszinierend zu beobachten, wie Europa in diesem politischen Kraftzentrum gestaltet wird. Was mich am meisten beeindruckt, ist das demokratische Prinzip, das diesem Konstrukt zugrunde liegt. Entscheidungen werden nicht von einzelnen Staaten diktiert, sondern in Debatten und durch Kompromisse ausgehandelt – ein ständiges Ringen um den besten Weg für alle Mitgliedsstaaten. Brüssel verkörpert den europäischen Zusammenhalt, das Streben nach gemeinsamen Lösungen und den unschätzbaren Wert der Demokratie

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Dublin kämpft für Vielfalt
Nun bin ich auch schon an der letzten Station meiner Reise, in Dublin, ich bin durch die Straßen gelaufen und habe gemerkt, wie stark die Stadt von ihrer europäischen Identität geprägt ist. Die Mischung aus Tradition und Moderne zeigt sich nicht nur in den größeren Gebäuden, sondern auch in der Atmosphäre, die die Gegend durchdringt. Menschen aus der ganzen Welt kommen im beliebten Viertel Temple Bar zusammen und es wird schnell klar, dass Dublin ein bedeutendes europäisches Zentrum ist. Der Einfluss der EU ist überall spürbar, sei es in internationalen Unternehmen, die mit Waren aus ganz Europa handeln, oder in regelmäßig stattfindenden Kulturveranstaltungen zu europäischen Themen. Als ich weiter Richtung St. Stephen’s Green ging, stieß ich immer wieder auf Elemente, die den europäischen Geist der Stadt widerspiegelten: von den europäischen Restaurants, die Spezialitäten aus verschiedenen Nationen anboten, bis hin zu den internationalen Organisationen, die hier ihren Sitz haben. Dublin ist eine Stadt, die sich als Teil eines größeren Ganzen versteht und dennoch ihre eigene irische Kultur bewahrt. Ich kann sehen, wie stark sich die europäische Vielfalt hier sowohl in zeitgenössischen Galerien als auch in menschlichen Gesprächen widerspiegelt. Die griechischen Gebäude erinnern uns an eine Geschichte, die auch im europäischen Kontext von Bedeutung war. Allerdings hat sich Dublin als moderne, internationale Stadt etabliert, die stolz auf ihre europäische Zugehörigkeit ist, ohne ihre einzigartige Identität zu verlieren. Die Verbindung zur EU wird deutlicher und ich reise weiter durch die Straßen, eine Stadt, die sich ihrer Geschichte und ihres Platzes in Europa bewusst ist und gleichzeitig offen für neue Einflüsse bleibt.

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Falls ihr unsere Route entdecken wollt:

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Quellenverzeichnis:
- https://de.uefa.com
- https://www.bpb.de
- https://allianz-arena.com/de
- https://de.uefa.com/euro2024/event-guide/munich/accessibility/
- https://www.geschichte-abitur.de/lexikon/uebersicht-kalter-krieg/ksze-schlussakte-von-helsinki
- https://www.bildungsserver.de/bologna-prozess.-politische-entwicklungen.-umsetzung-1824-de.html#:~:text=Benannt%20nach%20der%20%E2%80%9EBologna%2DErkl%C3%A4rung,gemeinsamen%20Europ%C3%A4ischen%20Hochschulraum%20zu%20schaffen.
- https://www.italia-qui.com/de/innovation-und-forschung
- https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/themen/die-berliner-mauer
- https://www.berlin.de/mauer/
- https://www.coe.int/de/web/portal/gerichtshof-fur-menschenrechte
- https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/europa/europarat/europaeischer-gerichtshof-menschenrechte-205346
- https://www.europarl.europa.eu/portal/de
- https://european-union.europa.eu/institutions-law-budget/institutions-and-bodies/search-all-eu-institutions-and-bodies/european-parliament_de
- https://irlandspezialistin.com/die-kulturelle-vielfalt-dublins/
- https://www.ireland.com/de-de/magazine/culture/dublin-quarters/
- https://fraufritzsche.de/bologna/
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