Individuelle Lernzeitverkürzung – Unsere Erfahrungen
Jedes Jahr müssen sich Achtklässler entscheiden, ob sie die individuelle Lernzeitverkürzung antreten möchten. Bei erfolgreicher Teilnahme eines zweijährigen Förderprogramms in der neunten und zehnten Klasse, besteht am Ende die Möglichkeit, die elfte Jahrgangsstufe zu überspringen, oder für einen Auslandsaufenthalt zu nutzen. Über zwei Jahre hinweg erhalten die Teilnehmer in zwei zusätzlichen Wochenstunden in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch Unterricht. Dabei kommt in der zehnten Jahrgangsstufe noch das Profilfach Geschichte hinzu.
Wir haben die ehemaligen Schüler der ILV nach ihrer Einschätzung gefragt, wie sie die ILV fanden und ob sie Tipps für die künftigen Schüler haben.
Wie viel Arbeitsaufwand war die ILV ungefähr pro Woche zusätzlich?
Die Antworten lagen hier im durchschnitt bei 2-3 Stunden. Dabei ist es allerdings wichtig zu beachten, dass es eben Fach- und Themenabhängig auch viel weniger oder viel mehr Aufwand sein kann. Außerdem haben die meisten Mitglieder die Aufträge an den Wochenenden abgeschlossen, weil sie es unter der Woche mit den regulären Schularbeiten meistens nicht geschafft hätten. Deshalb sollte man sich bevor man sich für die ILV anmeldet, gut überlegen, ob man bereit ist, ein Teil seines Wochenendes zu opfern.
War der Schwierigkeitsgrad angemessen, oder hat man sich teilweise überfordert gefühlt?
Allgemein wurde das Niveau durchaus als höher, jedoch noch im angemessenen Bereich empfunden. Es kann nur schwierig werden, wenn zeitintensive Aufträge aufeinanderprallen. Jedoch ist auch das machbar, wenn man seine Zeit gut einteilt.
In welchem Fach hat es am meisten gebracht?
Hier war die Antwort einstimmig: Mathematik. Das liegt daran, dass es exakt der Stoff ist, den man in der 11. Jahrgangsstufe auch macht. Der Nachteil ist aber, dass man nach der 11. keinen Vorteil mehr hat, in anderen Fächern werden dahingegen eher übergreifende Kompetenzen erlernt. Diese Fähigkeiten wie z.B. auf Englisch eine Präsentation halten oder in Deutsch Quellen zu analysieren bzw. auch abiturrelevante Aufsatzformen, werden den Mitgliedern auch über die 11. Klasse hinaus noch etwas nützen.
Welche Charaktereigenschaften bzw. Fähigkeiten sind für einen Schüler der ILV wichtig?
In der ILV sind Disziplin und Durchhaltevermögen gefragt. Man muss in der Lage sein, auch ohne Noten oder Bewertung eigene Initiative zu zeigen. Davon ausgehend haben die ehemaligen Mitglieder auch darauf geschlossen, dass es hilfreich ist, mit einer bestimmten Motivation in die ILV zu gehen. Wenn man auf ein Langzeitziel hinarbeitet, ist es einfacher auf die kurze Belohnung einer guten Note zu verzichten. Zudem sollte man Ehrgeiz zeigen, aber auch die Fähigkeit der Selbsterarbeitung ist gefragt. Allerdings ist es nicht schlimm, falls man diese noch nicht mitbringt, da man sie in der ILV über die Zeit auch selbst erlernt bzw. festigt, sofern sie schon vorhanden war. Außerdem ist Zeiteinteilung ein wichtiger Faktor, um Erfolg in der ILV zu haben. Weitergehend wurde noch genannt, es sei wichtig, an sich schon in der Schule gut zu sein, damit man nicht gestresst von den Aufträgen ist.
Wie fandest du das Mentoren-System?
Das Mentoren System wurde neutral bewertet. Es ist hilfreich, indem es einen Rahmen zum selbst Nachdenken bietet. In den Gesprächen werden Dinge, die gut bzw. nicht gut laufen besprochen und es wird gefragt, auf welches Ziel man hinarbeitet. Da die ILV auf leistungsstarke Schüler ausgelegt ist, haben jedoch alle die Rückmeldung gegeben, dass sie es ohne Mentoren-System geschafft hätten. Allerdings wurde auch mehrmals auf das Sicherheitsgefühl durch den Lehrer im Falle von Problemen hingewiesen. Zusammenfassend muss man jedoch sagen, dass niemand einen größeren positiven oder negativen Einfluss durch das System gespürt hat.
Wie groß ist der Nutzen? Vergisst man das nicht sowieso wieder?
Auf jeden Fall hat man nicht mehr alles im Kopf, was ja auch bei normalem Schulstoff der Fall wäre. Allerdings hat man die gesamten Unterlagen, auf die man jederzeit zurückgreifen kann. Wenn man diese anschaut, hat man das früher Erlernte schnell wieder im Kopf. Wie oben schon genannt, werden zudem in einigen Fächern auch grundsätzliche Fähigkeiten beigebracht, die einem auch in anderen Fächern nützlich sein können. Wie viel letztendlich hängen bleibt, kommt auch stark auf die Partizipation der jeweiligen Schüler im Unterricht an. Zudem haben mehrere angegeben, sich selbst in ihren Stärken und Schwächen besser kennengelernt zu haben, wodurch sie jetzt gezielt mit diesen arbeiten können. Außerdem bekommt man einen besseren Überblick, wie viel Zeit gewisse Aufgaben in Anspruch nehmen. Darüber hinaus wird erlernt, worauf man sich in größeren Projekten fokussieren sollte. Allerdings wurde sowohl bei Wiederkehrern aus dem Auslandsjahr als auch beim Überspringen erwähnt, dass man zwar schon eine Erleichterung spürt, diese aber nicht so groß wie erhofft ist. Das liegt daran, dass man in der ILV leider nur den Stoff von 4 Fächern lernt, wobei die über 10 anderen Fächer außenvor bleiben. Dieser restliche Stoff muss dann trotzdem selbst erarbeitet werden.
Würdest du die ILV nochmal machen?
Hier wurde einheitlich für ja gestimmt. Als Gründe wurden interessante Themen, gutes Arbeitsklima und auch das Zusammenwachsen als Gruppe genannt. Ein Highlight der gemeinsamen Zeit war unter anderem auch die Repetitoriums-Woche, in der man als Gruppe eine Woche lang keinen normalen Unterricht hat, sondern jeden Tag einen ganzen Tag lang ein Fach der ILV. Wir haben damals zum Beispiel einen Tag mit Herrn Lazarus in der Theaterwerkstatt verbracht inklusive gratis Schauspielunterricht oder sind mit Herrn Rüthel den Weg der deportierten Juden durch Würzburg gelaufen.
Wenn ihr erfahren wollt, wie einzelne Schüler, die ILV erlebt haben und was sie daraus gemacht haben, dann klickt hier. Dort lest ihr von Paulina, die die Klasse übersprungen hat, von Lara, die in Kanada war und schließlich von Jonathan, der einfach ganz regulär die 11. Klasse macht.
Mehr offizielle Infos gibt es hier oder ihr fragt nach bei Frau Eisenmann de Navarro:
Also ich denke, dass diese ILV nichts für wirklich ambitionierte Schüler ist. Denn als ambitionierter Schüler könnte man sich statt nachmittags in der Schule zu sitzen ehrenamtlich zu engagieren z.B in einem Altenheim der Gemeinde oder dem Herr Kiesling helfen.
Ich denke es sollte einfach alles wie früher sein. kein ILV kein LGBTQ und andere Abkürzungen diese ganze Debatte beweist nur, dass die Leute keine anderen Probleme haben.
Mit ankürzenden Grüßen
Hubert Brühns