von Marie Ratte
Politische Bildung ist wichtig für unsere Gesellschaft, vor allem auch für junge Menschen, denn sie gehören zur nächsten Generation, die etwas verändern kann. Aus diesem Grund hatte sich unser Mammut-Team dazu entschieden eine politische Veranstaltung an unserem Gymnasium Veitshöchheim durchzuführen, welche an diesem Mittwoch in der Aula stattgefunden hat. Die ganze 11. Jahrgangsstufe und ein großer Teil der 12.Klässler waren also dort versammelt, um den Kreisvorsitzenden von verschiedenen Jugendparteiorganisationen beim Diskutieren zu zuhören.
Welche Parteien waren vertreten?

Da sich die Veranstaltung an die Schülerschaft richtete, luden wir je ein Parteimitglied einer Jugendorganisation ein, wobei das Kriterium war, dass diese in Landkreis oder Stadt Würzburg lokalisiert ist. Somit konnten wir Franziska Müller (Jusos bzw. SPD), Mathilda Oechslein (Grüne Jugend), Tilman von Heygendorff (Junge Liberale bzw. FDP), Johannes Konrad (Junge Union bzw. CSU) und Alexander Hahn (Junge Union bzw. CSU), der Johannes ab der Mitte ablöste, an unserer Schule begrüßen. Eigentlich war vorgesehen, dass auch Dmitry Nekhoroshkov, ein Vertreter der Jugendorganisation der Linken, an der Diskussion teilnehmen würde, doch dieser musste leider krankheitsbedingt absagen.
Ablauf
Nach der offiziellen Begrüßung durch den Bürgermeister von Veitshöchheim und Herr Brunner, startete die Veranstaltung moderiert von Jan-Philipp und Marie aus dem Mammut-Team. Am Anfang stellte sich jeder Vertreter der Jugendparteien vor und erzählte, aus welchen Gründen er dazu kam, dass er sich politisch engagierte. Gleich danach begann die Diskussionsrunde, die folgendermaßen ablief: Es gab vier große Themenblöcke, wie Migration, Klima, Wirtschaft und Soziale Gerechtigkeit. Zu jedem dieser Themen gab es entweder ein Statement oder eine Frage, zu der jeder Stellung beziehen musste. Mit Hilfe eines QR-Codes hatte auch das Publikum die Chance, den jungen Politikern Fragen zu stellen, wobei die Moderatoren jedoch nicht alle stellen konnten.



Die Diskussion
Während der Diskussion ergaben sich viele spannende Aspekte, durch die man einen besseren Einblick in die Positionen der Politikern bekam. Auch wenn die Fünf sich in ein paar Punkten einig waren, gab es natürlich auch viele Meinungsverschiedenheiten. Zum ersten Thema Migration lautete das Einstiegsstatement “Grenzen wirksam kontrollieren – Verstoß gegen Schengenabkommen?”.
Mathilda: Ich würde zustimmen, dass Grenzkontrollen gegen das Schengenabkommen verstoßen. Ich bin auch der Meinung, dass wir Migration brauchen und ich würde es auch nicht immer mit innerer Sicherheit gleichsetzen, weil ich finde immer, wenn wir über Migration reden kommt es immer meist zur Entmenschlichung. Wir reden von Kriminalität, aber nicht von Integration und Vermischung von Kulturen oder auch, dass sie in unsere Sozialsysteme einzahlen und ohne Migration die Sozialsysteme gar nicht funktionieren könnten.
Außerdem hielt Mathilda das Dublinabkommen für überholt. Laut diesem ist jeweils das Land für die Aufnahme zuständig, in dem ein Migrant das erste Mal die EU betritt. Nach dem Deutschland keine Außengrenze der EU hat, würde das bedeuten, dass Deutschand “fein raus sei.” Dazu hält sie die Überwachung der Grenzen durch die Polizei für unmöglich.
Der zweite große Themenblock beschäftigte sich mit dem Klima. Das passende Statement dazu war: ” Die Klimakrise ist die größte Herausforderung der Menschheit.”
Johannes betonte die Kosten der Energiewende und dass man nicht alles durch Subventionen lösen könnte. Es geht nicht damit, dass wir sagen, wir nehmen jetzt hier ein bisschen Geld weg und schieben da ein bisschen Geld hin und wir decken einfach alles mit Geld zu, weil Geld ist irgendwo endlich und wir können nicht einfach sagen, dass wir überall, wo etwas nicht funktioniert eine Subvention reinstecken und sagen es funktioniert schon. Dazu komme noch die Problematik, dass erneuerbare Energien nicht durchgängig zur Verfügung stünden: Jawohl wir haben Strom aus Luft, wir haben Strom aus Sonne, aber was ist denn, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, wo nehmen wir dann unseren Strom her? Dieses Problem bestünde vor allem auch aufgrund der bisher unzureichenden Netzinfrastruktur, weswegen auf der anderen Seite, immer wieder mit großen Investitionen aufgebaute PV-Anlagen und Windräder vom Netz genommen werden müssen, wenn es zu viel Strom gibt.
Wirtschaft spielt eine große Rolle in unserem System. Aus diesem Grund wollten wir auch hier die persönliche Einschätzung der Politiker zu der Frage “Welche Impulse muss Politik setzen, um Konjunktur anzukurbeln?” hören. Tilman betonte hierbei, dass man den Mittelstand wieder ins Zentrum der Politik stellen müsste. Wobei man dort dann auch eher entlasten sollte, anstatt noch weitere Vorschriften aufzustellen.
“Freie Studienplatzwahl – abhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern?” Diese Frage löste viel Diskussion aus. Hier mal ein kleiner Ausschnitt zu Franziskas Antwort:
Mathilda fügte dem Ganzen noch etwas hinzu und teilte ihre Sicht zum Thema Mieten.
Dieser Position von Mathilda hatte Tilmann jedoch etwas zu erwidern, weshalb er ihr folgendes entgegnete:
Bundestagswahlergebnisse
Gegen Ende hin betrachteten alle gemeinsam die Ergebnisse der Bundeswahl, wie auch die der Juniorwahlen bundesweit und an unserer Schule. Es war sehr interessant, die persönliche Einschätzung zu den Ergebnissen zu bekommen. Die Grünen erreichten bei unserer Juniorwahl 2021 37,87% hingegen dieses Jahr nur 19,2%. Auf die Frage, warum die Grünen im Gymnasium Veitshöchheim so viele Stimmen verloren haben, antwortete Mathilda unter anderem, dass wahrscheinlich viele Stimmen an die Linken gegangen sind. Auch Tilman äußerte sich zu den bundesweiten Ergebnissen, er ist der Meinung, dass die FDP viele Erstwählerstimmen verloren hat, da das Wahlprogramm sich nicht an die jungen Menschen gerichtet hat. er habe aber Hoffnung, dass die FDP wieder auferstehe, weil die politische Idee des Liberalismus nicht tot sei, die auf das Individuum setze, und die Idee, dass Menschen sich in erster Linie durch ihre individuellen Fähigkeiten und Leistungen und nicht durch ihre Gruppenidentität definierten.



Zum Abschluss erklärten die Parteimitglieder noch, warum man ausgerechnet ihrer Jugendorganisation beitreten sollte. Aber seht selbst:
Rückmeldungen
Ich finde es toll, dass wir solche Aktionen an unserer Schule haben! Das ist wirklich großes Engagement von der Schülerzeitung. Man hat richtig gemerkt, wie gut das Mammut alles geplant hat. Interessant war es, die verschiedenen Perspektiven auch mal zu hören. Am besten fand ich, dass es junge Parteimitglieder waren, weil da durch hat man sich irgendwie mehr verbunden und gesehen gefühlt! Beispielsweise haben sie ja auch gesagt, dass sie nicht immer dieselbe Meinung mit den Mutterparteien teilen. Das einzige, was ich ein bisschen kritisiere, ist, dass es teilweise problematische Kommentare vom Publikum in dem Fragenportal gab, beziehungsweise schwierige Aussagen auf der Bühne. Ansonsten gelungene Aktion! – Schülerin, 11.Klasse
Es war echt eine sehr schön organisierte Veranstaltung! Ich hatte nur leider das Gefühl, dass es nicht alle so ernst genommen haben. Das ist schade, weil Politik geht uns alle an. Aber allgemein kann ich auch sagen, dass es eine tolle Aktion war! – Schülerin, 11.Klasse


Danke an die beteiligten Politiker, die auch nicht immer vor 120 Schülern sprechen und die sich so kurz nach dem sicher anstrengenden Wahlkampf noch einmal ins Zeug gelegt haben und danke auch an das Technik-Team, das uns unkompliziert und mit großen Einsatz unterstützt hat!
Ich fand es echt spannend, verschiedenen politischen Sichtweisen zu hören.
Allerdings gab es ja ein großes Problem mit der Fragerunde. An sich war das eine gute Idee, aber weil alles anonym war, wurde die Funktion von einigen genutzt, um respektlose oder beleidigende Kommentare zu schreiben. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn man die Fragen nicht anonym hätte stellen können oder dass man einen Filter gehabt hätte.
Außerdem wurden kaum Fragen beantwortet, also ich glaube es wurde nur eine einzige aufgegriffen, weil die Zeit halt zu knapp war. Vielleicht könnte man das nächste Mal mehr Zeit dafür einplanen.
Das stimmt leider. Man muss bei allem immer das geistige Niveau der Schüler berücksichtigen, vor allem wenn sie anonym bleiben können.
Im Prinzip richtig, aber bitte nicht alle über einen Kamm scheren. Traurig, dass (wahrscheinlich) ein paar wenige das Ansehen aller schädigen.
alexander hahn slayyyy
Ein Faktencheck wäre sehr wichtig gewesen, vorallem […] ist mir aufgefallen, dass einige Aussagen faktisch falsch waren. Ich persönlich bin auch eher links, aber da muss ich leider sagen, dass einiges nicht gestimmt hat und man so vielleicht auch Leute dazu anregt eher rechts zu wählen. Sehr Schade, bitte das nächste mal einbauen
Bitte konkretisiere deine Vorwürfe, ich finde es nicht ganz fair jemanden direkt zu benennen und dann inhaltlich nicht zu sagen, was er “faktisch falsch” gesagt hat.
Die Idee mit dem Faktencheck ist eine gute Idee. Wir hatten das auch erwogen, haben es am Ende aber verworfen, weil wir Zweifel hatten, dass wir das realisieren können. Wir sind am Ende eben doch nicht die ARD. Magst du uns unterstützen?
In einem Satz zu beschreiben, warum man der grünen Jugend beitreten sollte: “Wenn ihr ein bisschen Radau auf der Straße machen wollt könnt ihr gerne beitreten” (Nicht 1 zu 1, da ich die genaue Wortwahl nicht im Kopf habe) fand ich sehr amüsant so gewinnt man doch keine Mitglieder
Ich glaube, dass du da was missverstanden hast.
Ich muss sagen, dass ich die Idee sehr gut finde. Politische Bildung ist vor allem bei jungen Menschen sehr wichtig, da diese sich schnell radikalisieren lassen.
Ich finde es allerdings – auch wenn ich kein Fan der AfD bin – schade, dass diese Partei nicht vertreten war. Ich denke, dass der politische Diskurs sehr gut dazu geeignet ist, zu zeigen, wie irrational die Vorschläge der AfD sind, und junge Menschen so davon überzeugen kann, diese Partei nicht zu wählen. Sie aber prinzipiell auszuschließen, halte ich für falsch, da mögliche Sympathisanten sich in ihrer Meinung bestätigt fühlen könnten, weil ihre Ansichten ausgegrenzt werden.
Aber zurück zum Grundlegenden: Ich finde die Möglichkeit, Fragen zu stellen, ebenfalls sehr gut. Allerdings hätte ich es begrüßt, wenn man sich hätte melden können, um so direkt Fragen zu Aussagen stellen zu können.
Mich hätte interessiert, was die Vertreterin der Grünen Jugend dazu sagt, dass die von ihr gewünschte Mietpreisbremse in Berlin bereits getestet wurde und nur dazu geführt hat, dass das Angebot an Wohnungen zurückging. Ebenfalls würde mich interessieren, ob sie wirklich der Meinung ist, dass deutsche Steuerzahler diejenigen finanzieren sollen, die aus dem Ausland hierher fliehen und dann hier Menschen töten oder junge Mädchen vergewaltigen. Denn soweit ich mich erinnern kann, war ihre Aussage, dass sie nicht zwischen ausländischen und deutschen Kriminellen unterscheiden würde und alle gleichermaßen ins Gefängnis stecken wolle.
Als Letztes hatte mich noch der von SPD und Grünen geforderte Mindestlohn von 15 € gewundert. Ich meine, dass man im Wirtschaftsunterricht der 9. oder 10. Klasse die sogenannte “Lohn-Preis-Spirale” kennenlernt, die sehr gut zeigt, dass eine Mindestlohnerhöhung gerade in Zeiten einer Inflation problematisch sein kann.
Vielleicht kann Mathilda ja hier auf meine Fragen antworten.
Außerdem fand ich die „Werbung“ für die grüne Jugend extrem unpassend. Auf die Straße gehen und Radau machen, oder sich über Leute aufzuregen klingt für mich ehr nach der Antifa welche ja als gesichert Linksextrem gilt.
Zum Schluss möchte ich aber noch einmal betonen, dass ich solche Veranstaltungen sehr befürworte und mir wünsche, dass sie auch in Zukunft für die folgenden Klassen angeboten werden.
Vorneweg gesagt, wir werden sicher zukünftig noch einen anderen Umgang mit der AFD finden müssen, die auch im Wahlkreis Würzburg knapp 14% geholt hat. Das hat mit Fairness und staatlicher Neutralität zu tun.
Für diese Veranstaltung war die Konzeption allerdings, dass wir ausdrücklich Politiker der örtlichen Jugendorganisationen der Parteien eingeladen haben.
Abgesehen davon dass die Junge Alternative im Wahlkreis Würzburg nicht existiert, gilt die JA als “erwiesen rechtsextrem” und wird entsprechend vom Verfassungsschutz beobachtet. Selbst der AfD war deren Ausrichtung offensichtlich so unangenehm, dass sie vor Kurzem die Auflösung der bisher weitgehend unabhängigen JA und die Eingliederung in die AfD durchgesetzt hat. Mitglieder einer solchen Organisation können wir als staatliche Bildungsinstitution nicht in den Unterricht einladen, noch wollen wir es. Denn so sehr uns der freie Wettstreit der Ideen am Herzen liegt, endet unsere Toleranz an der Stelle, an der wir es mit Menschen zu tun haben, die ihrerseits die freiheitlich-demokratische Grundordnung beseitigen wollen. Genau das ist aber die Definition von “Extremismus” gemäß Verfassungsschutz, der zwischen legitimen radikalen und illegitimen extremistischen Bestrebungen unterscheidet.
Karl Popper hat das sogenannte Toleranz-Paradoxon folgendermaßen ausgeführt:
“Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.” (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Toleranz-Paradoxon)
Das macht natürlich Sinn, dass sie nicht eingeladen werden, wenn sie hier nicht vertreten sind. Vielleicht ergibt sich ja mal die Möglichkeit, Vertreter der Parteien und nicht der Jugendorganisationen einzuladen – das wäre noch interessanter.