Von Sven Wicht
Markus Söder beschließt Gender-Verbot!?
Während Unternehmen und Verbände immer häufiger auf gegenderte Sprache setzen, hat der bayerische Ministerpräsident Söder ein Gesetz verabschiedet, das die Verwendung von Genderpunkt oder Genderstern in Behörden und Schulen verbietet. Doch entscheidet er damit nicht gegen den aktuellen Trend? Tatsächlich beruft er sich auf den Rat für deutsche Rechtschreibung, der das Gendern ausdrücklich nicht empfohlen hat. Doch ist dieser wirklich das Maß für Söders Politik?
Seit wann gibt es den Wunsch nach Gendern?
In den 1960er Jahren führte eine Gruppe Feministinnen den Schrägstrich ein, um ihr Geschlecht auch in der Sprache sichtbarer zu machen. Doch zu wirklich großem Aufsehen kamen sie mit ihren Aktionen nicht. Erst seit 2000 ist dies nun ein Thema für die Politik. Befürworter kritisieren allerdings, dass das Gendern bis heute nur ein Thema in akademischen Kreisen ist und immer noch nicht in der breiten Öffentlichkeit Akzeptanz gefunden hat.
Wieso sollte gendergerechte Sprache benutzt werden?
Die Verwendung einer gendergerechten Sprache soll die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts in Texten fördern. Dadurch sollen geschlechtsspezifische Stereotypen entschärft oder vermieden werden. Ersetzt man in folgendem Beispiel: “75 Schüler legten dieses Jahr die Abiturprüfung ab” das Wort Schüler mit SchülerInnen, wird der Leser des Textes dabei viel eher daran denken, dass ein Teil der Abiturienten weiblich ist. Außerdem würde man sich an eine Verwendung der gendergerechte Sprache schnell gewöhnen. Sobald in Wort und Schrift konsequent gegendert wird, setzt sich dieser Sprachstil durch. Sprache muss sich nun einmal an die gesellschaftlichen Veränderungen der Zeit anpassen, und eine Gesellschaft, in der die Geschlechter per Grundgesetz gleichgestellt sind, muss dies auch in die Sprache integrieren.
Was spricht dagegen?
Laut einer Umfrage von infratest.de haben sich 65% der Befragten gegen das Gendern ausgesprochen, gerade einmal 26% hießen eine gendergerechte Sprache gut. Eigentlich müsste man sogar schon bei dem Wort aufpassen, denn “gendergerecht” vermittelt den Eindruck, dass eine nicht gegenderte Sprache irgendwie ungerecht wäre, was die Gegner natürlich heftig bestreiten.
Eine grammatisch männliche Bezeichnung sagt definitionsgemäß nichts über das biologische Geschlecht der Person aus. Die Bezeichnung “Schüler”, obwohl grammatikalisch männlich, schließt je nach Kontext semantisch auch Schülerinnen ein. Das macht das Gendern also überflüssig.
Zudem führt eine ständige Verwendung von Genderzeichen nur zu einer Überbetonung der geschlechtlichen Unterschiede, auch dort, wo es für den Kern der Aussage irrelevant ist. Wenn auf auf die Frage “Wie viele Teilnehmer fielen durch die Prüfung durch?” mit “20 Teilnehmer:innen fielen bei der Prüfung durch.” reagiert wird, beantwortet man nämlich nicht nur die eigentliche Frage nach der Anzahl, sondern betont zusätzlich, dass einige der Teilnehmer auch weiblich oder divers waren.
Außerdem verkompliziert es die Sprache, die so klar und deutlich wie möglich sein sollte. Durch die Verwendung von Binnen-I, Gendergap oder Genderstern wird der Lesefluss deutlich gestört, da man dies nicht gewohnt ist, und es hierfür keine einheitliche Aussprache gibt.
Auch wenn das natürlich überspitzt ist, Ihr seht das Problem, besonders für Leute, die sich ohnehin schon mit dem Lesen schwertun und das ist etwa jeder Achte in Deutschland.
In welche Richtung geht es aktuell?
Grundsätzlich darf jeder Mensch sich so ausdrücken wie es ihm beliebt. Nur Arbeitsgeber können den Mitarbeiter Vorschriften für das Gendern machen. Inzwischen haben immer mehr Einrichtungen Richtlinien vorgeschrieben. So wird in der Stadtverwaltung Hannover verpflichtend gegendert, im Gegensatz dazu wird in der Verwaltung Berlins grundsätzlich darauf verzichtet. Es gibt also keine bundesweit geltenden Gesetze. Die Bundesländer für sich können Verordnungen festlegen, die dann für ihre Institutionen gelten, das heißt für Schulen und Universitäten. Kürzlich hat Markus Söder für bayerische Behörden das Genderverbot erteilt, doch auch in 3 weiteren Bundesländern gibt es Verordnungen, die das Gendern in der Schule begrenzen. So muss es (anders als in Bayern) in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein sogar als Fehler gewertet werden, wenn der Schüler gegendert hat. Abgesehen von Lehrern und Beamten im Dienst darf also jeder in Bayern sprechen und schreiben, wie auch immer er oder auch sie es will.
Eine schöne Einordnung mit einer Neutralität, die manch andere Abhandlung dieses schwierigen Themas leider vermissen lässt.
Eine recht lange Argumentation über etwas, was sich recht schnell beantworten lässt: mit Nein!
Wie soll man wissen, was richtig ist, wenn man keine Gründe angeben kann oder will?
untypisch ein Bild vom Autor als Titelbild zu nehmen, gefällt mir aber
Eigentlich ist das Ergebnis bei der Abstimmung traurig
Mich freuts eher 😃 kommt wohl ein bisschen auf den eigenen Standpunkt an